Hilkea Knies bei den Nanas in Hannover an der Leine

Blick hinter die Kulissen im Juni 2025

Gesang, Stimme, Kommunikation, das ist das, was die Menschheit braucht, um wirklich menschlich zu sein.

Manchmal sind es einfache Fragen, die alles auf den Punkt bringen.
„Wie machst du das, Hilkea?“ fragte mich meine Kollegin nach unserem Schulprojekt. Gemeint war: Wie bringst du Jahr für Jahr 30 angehende Erzieher:innen in zwei Wochen zum Klingen, sodass das Publikum am Ende Tränen in den Augen hat?

Diese Frage hat mich immer wieder begleitet in den letzten Wochen, nicht nur im Projekt. Und sie hat viel mit dem zu tun, was ich in diesem Monat exemplarisch erleben durfte: Nähe, Verbindung und Kommunikation. Arbeit mit dem Körper und dem Nervensystem. Mit der Freude am Klang und an der Musik. All das zeigen mir Tag für Tag die vielen Stimmen, die zu mir kommen – aus Hannover, aus ganz Deutschland, aus Argentinien, aus England. Ich liebe einfach die internationale Arbeit. Ja, es ist viel Reisen, es sind verschiedene Sprachen, aber ich möchte es auf keinen Fall mehr missen.

In diesem Rückblick zeige ich dir, was mich berührt hat. Und was ich über Stimme, Rabine-Methode, Nervensystem und Haltung immer wieder neu in meiner Arbeit entdecke.

Besonders eindrücklich war das Schulprojekt SATZ mit den Jugendlichen, das mich zutiefst bewegt hat. Es gab wieder diese magischen Momente, in denen Stimmen aufblühen, Präsenz sich entfaltet und ich selbst spüre, warum ich diese Arbeit so liebe.

Die Arbeit am Rabine-Institut in der Pfalz mit tollen neuen Gesangspädagog:innen. Diesmal habe ich den gesamten Tag mit der Gruppe mit Übungen zur Ontogenese des Kindes gearbeitet. Es wurde gerollt, geatmet, gefühlt, gelallt und schließlich wurden die ersten Schritte des Kleinkindes entdeckt. Ein Spaß auf der einen Seite und tolle stimmliche Ergebnisse auf der anderen Seite. Was das mit Singen zu tun hat? Verrate ich dir im entsprechenden Absatz.

Der Besuch meiner Kollegin Macarena aus Uruguay. Endlich konnte ich mal alle Touri-Sachen machen, die ich sonst in meiner eigenen Stadt nie mache. Museum mit Niki de St. Phalle, Hannover von oben, Radfahren am Maschsee.

Aber wir haben auch gearbeitet und Pläne für die Zukunft in Argentinien geschmiedet. Für meine Arbeit dort, aber auch um einfach Menschen, Freunde zu treffen.

Und nicht zuletzt habe ich zweimal die wunderschöne Oper Rusalka gesehen, die für mich Premiere war. I love Dvorak.

Willkommen zu meinem Juni Rückblick. Er ist mehr als ein Rückblick, denn ich bin sicher, er hat auch Impulse für dich, die dein sängerisches Können, Wissen und Fühlen weiterbringen können.

Ich nehme dich mit hinter die Kulissen meiner Arbeit. Ich teile Beobachtungen, Begegnungen und kleine Meilensteine – aber auch Themen, die mich als Pädagogin und Stimme aus der Branche gerade besonders beschäftigen.

Vielleicht findest du dich in dem einen oder anderen Gedanken wieder. Vielleicht inspiriert dich etwas für deine eigene Arbeit mit Stimme, Bühne oder Nervensystem. Ich freue mich, wenn du mitliest – und wenn wir verbunden bleiben.

Viel Freude beim Lesen, Hilkea

SATZ-Projekt zum Thema Utopia

Ja, Utopien im besten Sinn können wir gerade brauchen. Die Welt spielt verrückt, Krieg wohin man blickt, Hass und Anmache auf Social media, rechte Parteien werden überall stärker, nicht nur in Deutschland. Und gleichzeitig fühle ich mich immer wieder so priviligiert, hier in Deutschland wohnen zu können und diesen schönsten aller Jobs zu haben, den es gibt: mit Menschen, mit der Stimme, mit Musik arbeiten.

Doch von vorne. Was ist das SATZ Projekt? 2004 kam der Film Rhythm is it raus. Er handelte von einem Schulprojekt in Berlin zusammen mit den Berliner Philharmonikern, damals unter Simon Rattle. Dieser Film beeindruckte mich unglaublich. 250 Schüler:innen gemeinsam auf der Bühne zu Sacre de printemps von Igor Strawinsky sich bewegen, tanzen lassen. Teils waren die Kinder aus nicht sonderlich priviligierten und gebildeten Familien. Der Tanzpädagoge Royton Maldoon machte einen unglaublichen Job. Ich sprach mit meinem damaligen Chef in der Erzieherschule darüber und viele der Klassen schauten sich gemeinsam diesen Film an.

Und daraus entstand das Projekt SozialAssistentinnen Tanzen Zusammen, kurz SATZ. Nach drei Jahren wurde dann nicht nur getanzt, sondern es kamen die Bereiche Gesang, Schauspiel, Licht, Ton und Videotechnik, Bühnenbild, Kostüm, Requisiten, Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation dazu. Ich bin seit 2009 beim Projekt dabei, seitdem jedes Jahr. Ich bin für die Arbeit mit dem Chor zuständig. Ich freue mich jedes Mal unglaublich, mit Sabine Grujic wieder zusammen zu arbeiten, die das SATZ Projekt jedes Jahr mit viel Arbeit und Herzblut auf die Beine stellt. Wir arbeiten in einem Team mit tollen Kolleg:innen aus allen Bereichen, die man für eine Aufführung braucht, die sowohl berührend als auch beeindruckend ist.

Und ich genieße es, Kolleg:innen von früher wieder zu treffen, mit denen ich über viele Jahre an dieser Schule damals zusammen gearbeitet habe.

Links mit Sabine Grujic, Leitung der Sozialassitent:innen, Rechts mit Katharina Schlüter, Leitung Erzieher:innen

Das Thema dies Jahr war UTOPIA. Eine Welt, in der Liebe und Kommunikation die wesentlichen Gefühle sind, wie man miteinander umgeht. Ja, ja, ja, das ist kitschig und gleichzeitig habe ich gemerkt, dass auch ich davon träume. Wie sähe die Welt aus, wenn wir mal minimum einander zuhören würden? Uns so akzeptieren, wie wir sind? Was mir dieses Jahr besonders aufgefallen ist – obwohl das eigentlich immer so ist – wie viele verschiedene Nationalitäten miteinander in diesem Projekt auf der Bühne standen. Ja, es ist möglich an einem Strang zu ziehen, unabhängig von Religion, Nationalität, Körperform, Hautfarbe.

Die Arbeit mit dem Chor

„Mein“ Chor

Gänsehaut gleich in der ersten Szene, in der „mein“ Chor gesungen hat. Sie haben mit dem Schauspiel gemeinsam agiert. Der Aufmarsch eines autokratischen Regimes und dazu der Song „Draußen ist Krieg“. An manchen Stellen war es einfach zu sehr in der heutigen Realität angekommen. Und das leider nicht bei den positiven Aspekten.

Ich hatte dieses Jahr das große Glück eine kleine aber feine Band zu haben, die wahlweise mitgesungen hat oder gespielt hat. Danke Mädels, ihr wart großartig bei „Draußen ist Krieg“, wie ihr die Stimmung mit eurem Spiel unterstrichen habt. Aber auch die beiden Gitarren bei den Ärzten waren super, da brauchte es gar kein Schlagzeug mehr. Und hallo Chor!, eine E-Gitarre an Lautstärke fast zu überbieten, ganz großes Kino. Ich hatte solche Freude, euch dabei zuzuhören und zuzuschauen, auch wenn die Ärzte auch über die Jahre nicht gerade meine Lieblingsband geworden sind. 😅
Und dann das Glockenspiel bei „Guten Tag, liebes Glück“, Gänsehaut und Freudentränen.

Und bei „Mein Universum“ wart ihr einfach sweet. Und als kleiner Insider: man hat nachher jedes Wort verstanden und das bei einem tollen Klang. Ich bin mega stolz auf euch. Übrigens kam das Feedback auch von vielen Zuhörenden, dass ihr so gut zu verstehen wart.

Und auch das letzte Stück „Never give up“ hat mich zu Tränen berührt. Die beiden Solistinnen haben sich voll reingeschmissen, ihr wart echt Spitze und der Chor hat den Gesamteindruck total verstärkt. Ich konnte den Vibe des Stückes so fühlen, das Never give up hat mir so viel Mut gemacht. Genau wie ich es oft bei Musik erlebe. Nein, Aufgeben ist keine Option, egal, was uns individuell passiert oder was die Menschheit als ganze gerade durchmachen muss. Genau solche Projekte geben Hoffnung und Kraft, das Stück für Stück im eigenen Leben umzusetzen.

Mein Weg mit der Stimme zu arbeiten

Und da bin ich gleich bei einem wichtigen Punkt und ich komme auf die Frage meiner Kollegin zurück, wie ich das mache.

Die Rabine-Methode eignet sich hervorragend in kurzer Zeit ganz grundsätzliche Prinzipien der Arbeit von Körper und Stimme klar zu machen. Die Zusammenhänge zwischen Körper, Atmung und Stimme werden sehr schnell erlebbar und im Klang sofort hörbar.

Am ersten Tag mache ich grundsätzlich viel Stimmbildung, erkläre ein paar grundlegende Dinge und frage immer wieder nach, was sie erleben und was sie hören. Oft kommt die Rückmeldung: Es wird einfacher und es hat mehr Klang. Und genau das braucht es für ein zeitlich so begrenztes Projekt.

Du möchtest ein paar effektive Übungen aus der Rabine-Methode kennenlernen? Kein Problem. 5 Übungen aus der Rabine-Methode können dir einen guten ersten Eindruck vermitteln.

Dann beginnt die Arbeit an den Tönen, aber das ist etwas, was die Schüler:innen meist sehr schnell hinbekommen, denn die Stücke sind ihnen oft bekannter als mir. 😅 Ich arbeite dann nochmal ganz gezielt an Kopf- und Bruststimme. In der Stimmbildung den Umfang erweitern, in beide Richtungen und dann im Stück die Empfindung dafür immer wieder in Erinnerung rufen.

Und durch meine lange Arbeit, die ich schon mit Gruppen und. Chören gearbeitet habe weiß ich genau, wann ich weiter „nerven“ muss und genau werden kann, was Klang und Aussprache angeht und wann wir alle nicht mehr können und jetzt einfach mal nur singen oder Pause machen und nach Hause gehen. Was mir immer wieder gespiegelt wird ist meine eigene Begeisterung. Ja, die ist seit all den Jahren, die ich diesem Job mache ungebrochen. Ich liebe es, gerade in diesem Projekt auf das Ergebnis hin zu arbeiten, weil ich weiß, was für ein tolles Gefühl ist, wenn man auf der Bühne den Erfolg hat. Der Schiss vorher – den kenne ich super gut, denn schließlich habe ich auch oft genug auf der Bühne gestanden, aber auch die Freude, wenn man es dann kann und der Applaus kommt.

Und ich kann mich für fast jedes Stück Musik begeistern, wenn ich es mit der Gruppe arbeite. Jede Gruppe in jedem Jahr bringt ihre einzigartige Farbe hinein und macht die Musik zu ihrer eigenen Interpretation. Und da kommt mir meine lange Arbeit am Theater zugute. Ich habe ein Gespür dafür, was wirkt und was nicht klappen wird.

Diese Art der Arbeit ist sowohl für Solo mit Profis als auch für Anfänger:innen geeignet. Auch Chor-Coachings lassen sich so extrem effizient und vor allem bedürfnisorientiert durchführen. Sei es die Intonation, die Qualität der hohen Töne oder auch die Verwendung des Atems.

Wenn du also einen Chor leitest und meine Unterstützung für deinen Chor buchen möchtest, beispielsweise für ein Chorwochenende sprich mich gern an.

Oder du interessierst dich für eine mehrmonatige intensive Zusammenarbeit mit mir, dann schau gern HIER. Ich habe immer mal wieder Plätze frei.

Die Auswahl und Überarbeitung der Stücke

Damit Stücke für die Gruppe singbar sind, brauchen sie Tonarten, die zu den Stimmen passen. Haben wir Stücke, die von Männern gesungen werden und ich habe hier oft fast ausschließlich Frauen – muss die Tonart angepasst werden. Das stößt am Anfang manchmal auf Widerwillen, weil die Frauen glauben, sie könnten bequemer in der Originallage unten singen, aber leider hört man sie dort nicht sonderlich gut und die wenigsten haben zu Beginn genug Masse in der Stimme, um so tief zu singen. Sorry, Mädels, Kopfstimme muss geübt werden, das kommt euch auch in den Einrichtungen zugute, denn Kinder singen nicht so tief.

Und diesmal hatte ich das große Glück mal wieder eine kleine, aber feine Gruppe von 4 Männern dabei zu haben, die gemeinsam sehr schön klangen, nachdem sie sich anfingen mehr zu trauen. Am Ende waren sie sogar bereit als Gruppe zwei Soli zu singen innerhalb der Gruppe. Und es war wunderbar. Ich habe mich so gefreut, wie ihr euch reingeschmissen habt. Einer meinte hinterher, er würde sich vielleicht doch mal einen Chor suchen, Singen würde echt Spaß machen. Und ich so: freu, freu, yes, please do it. 😘

Und ich freue mich immer sehr, wenn ich mehr Männer in dieser Ausbildung zum Erzieher sehe. Ein so wichtiger Beruf und für die Kinder ganz wichtig, dass sie sowohl Frauen als auch Männer als Vorbild in ihrer Einrichtung erleben. Wie schon Ina Deter vor langer Zeit sang: Neue Männer braucht das Land. Und ihr gehört definitiv dazu.

Andere Gruppen des Projekts

Aber auch die Tänze (Leitung Sabine Grujic und Tina Hagemann) haben mich nachdenklich gemacht und mir mehr als einmal die Tränen in die Augen getrieben. Auch über Tanz lassen sich so viele Gefühle ausdrücken. Oder einfach nur die Bilder in mich aufnehmen, wie sie auf der Bühne erscheinen und mit Licht und Musik sich unglaublich verstärken.

Das Schauspiel (Leitung Julia Solórzano) war super. Ich fand es sehr schön, dass niemand auf die Rolle der „Bösen“ oder des „Guten“ festgelegt war. Denn je besser jemand spielt, desto mehr glaubt man, das sei auch im echten Leben so, was wir im Film immer wieder an uns selbst bemerken können. Und so hatten sie die Chance beide Seiten in sich darzustellen und zu verkörpern. Und es war wunderschön und manchmal echt beklemmend. Danke für die tolle Performance.

Unsere Zukunft wollen wir strahlend, bunt und pink ❤️

Auch die Gruppe Technik, Beleuchtung, Ton (Leitung Lito Bürmann) hat mit ihrer Arbeit extrem zur Wirkung des Stückes beigetragen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr sich der Raum der großen Turnhalle in einen magischen Ort verzaubern lässt.

Was die Aufführungen in mir bewirken

Ja, jedes Jahr gehe ich aus der Aufführung und denke: Solange es junge Menschen gibt, die diese Kraft der Veränderung in sich spüren und damit in die Welt und in den Beruf gehen, hat es Hoffnung für uns alle. Der Abschlusstanz, wo alle tanzen, ja wirklich alle ist für mich immer ein Höhepunkt. Nicht weil es irgendwie perfekt, das ist es nie, aber das Wichtigste ist etwas ganz anderes: Sie haben es alle geschafft, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und egal, was in der Woche passiert ist, hier sind sie alle und drücken sich aus. Jede:r so individuell und doch gemeinsam. Und dies Jahr war das Stück dazu von Soffie „Für immer Frühling“. Erst dachte ich: wie kitschig, aber es passte derart gut, dass ich bei jeder Aufführung aufs neue Tränen in den Augen hatte.

Danke Jahrgang 2025 SATZ, dass ihr mich auch dieses Jahr wieder begeistert und zum Heulen gebracht habt. 🙏

Rabine-Institut – Stimmentwicklung von Beginn an

Die Ausbildungsgruppe 19 am Rabine-Institut, die bald den Abschluss der 4-jährigen Ausbildung hat stand für 4 Tage auf meinem Programm. Hier am Institut bilden wir mit verschiedenen Kolleg:innen immer wieder Gesangspädagog:innen aus, die die Rabine-Methode für ihre Arbeit mit ihren Sänger:innen nutzen wollen.

Der erste Tag war durchgehend der Ontogenese des Kleinkindes gewidmet. Das ist eine Übungsabfolge, die mir immer unglaublichen Spaß macht zu unterrichten.

Die Entwicklung, die wir als Kinder nehmen hat einen großen Einfluss auf unser späteres Instrument Stimme. Die ganzen Bewegungsabläufe, wie sich unsere Muskulatur entwickelt und was wir für Gewohnheiten entwickeln, all das entscheidet sich unter anderem in den ersten Monaten. Und es ist spannend, die Schwerkraft zu erleben, wie sich ein Körper anfühlt, wenn man sich vorstellt, sich zu bewegen, ohne dass man bisher große Muskelkraft erworben hat. Wie fühlt es sich an, den Kiefer zu öffnen? Und wie entwickelt sich die Wirbelsäule in dieser Zeit, wenn sich das Kind vom liegen zum rollen und krabbeln und schließlich zum aufrechten Gang entwickelt? Und was hat das alles für einen Einfluss auf unseren Gesang? Wir wissen auf alle Fälle, dass die sängerische Aufrichtung dadurch sehr beeinflusst wird. Und damit auch die sängerische Atmung.

Was mir immer wieder großen Spaß in der Begleitung macht ist, dass man in allen Gruppe merken kann, dass sie sich beabsichtigt oder nicht in den Phasen befinden. Der Anfang ist oft geprägt durch eine große Ruhe, jede:r beschäftigt sich mit sich selbst. Aber dann kommt der spielerische großartige Entdeckergeist der krabbeln und robbens. Die Gruppe trifft aufeinander und die Kommunikation wird ausgelassen uns unglaublich verspielt. Ich liebe das. Und dann das aufrichten. Die stimmliche Entwicklung ist zu fühlen und zu hören.

Just love it. 😍

Die Arbeit mit der spanisch-sprechenden Community geht weiter

Mit Macarena im Museum und Touristisches machen

Und dann hatte ich eine Woche besonderen Besuch von weither. Meine Kollegin Macarena Robledo aus Uruguay war in Europa und besuchte mich in Hannover. Wir kennen uns seit 2017, als ich in unsere ersten internationalen Ausbildung am Rabine-Institut als Pädagogin und Supervisorin tätig war. Sie war Teilnehmerin dieser ersten Ausbildungsgruppe. Alle in dieser Gruppe kannten die Methode schon lange aus Argentinien und kamen in die Pfalz, um noch tiefer einzusteigen.

Besuch bietet die Chance auf touristic stuff. Das mache ich viel zu selten. Z.B. war ich noch nie vorher auf dem Turm im Rathaus. Eine tolle Aussicht von oben auf Hannover und ein Fahrstuhl, der schräg fährt. Und das mit Glas, so dass man gut nach unten kann. Ich habe es geliebt.

Dann lecker essen an der Leine, mit den Rädern in Hannover unterwegs sein. Ein Besuch bei den Nanas am Leine-Ufer durfte natürlich auch nicht fehlen.

Und dann das Sprengel-Museum. Wie lange war ich schon nicht mehr da. Schade eigentlich. Besonders weil ich die Bilder und Skulpturen von Niki de St. Phalle so liebe. Diese bunten, üppigen Frauenfiguren. Für mich zeigen sie Lebenslust und weibliche Körper pur. Neben ihnen fühle ich mich zu Hause, verstanden. Eine starke Frau, die die Traumata ihrer Kindheit in ihrer Kunst verarbeitet hat. Es gibt einen großartigen Film über sie und ihre Kunst. HIER der Trailer auf YouTube.

Und dann noch eine Ausstellung der Künstlerin Frida Orupabo. Auch sie hat mich sehr berührt. Diese Blicke, diese Kollagen, ihre Dekonstruktion schwarzer Körper. Etwas ist in meiner Seele gelandet.

Das ist das Wunderbare mit mir und der bildenden Kunst. Ich habe nicht die geringste, fachliche Ahnung. Ich lasse Bilder, Kollagen, Skulpturen, Räume einfach auf mich wirken. Und dann fühle ich, denke ich, spüre dem nach, was in mir aufscheint.

Claves de la voz cantada gemeinsam

Macarena und ich haben uns in die Planung gestürzt, was wir dieses Jahr anbieten können. Und auch, was vielleicht längerfristig möglich ist. Aber mehr wird noch nicht verraten. 🤫

Und dann hatten wir die Premiere, die online Gruppe, die wir leiten diesmal gemeinsam von meinem Klavier aus Hannover begleiten zu können. Es war superschön, auf einmal nebeneinander zu sitzen, sich direkt austauschen zu können und ganz am Ende sogar gemeinsam für die Gruppe und mit der Gruppe singen zu können.

Die Themen in unseren beiden Gruppen waren übrigens in diesem Monat bei den avanzados die Intonation. Ein sehr interessantes Thema. Denn ich verrate sicherlich nicht zu viel, wenn ich sage: Intonation hat mit gutem Hören gar nichts zu tun!! Das mag der eine oder die andere überraschend finden, denn ich bin nicht die einzige, die im Studium immer wieder hören musste: Hören Sie das denn nicht? Das ist doch viel zu tief! Geliebt-gehasste Professoren, das hat damit leider gar nichts zu tun. Ich bin trotzdem musikalisch, eine Sängerin, auch wenn Sie es mir immer wieder absprechen wollten. Zum Glück wissen wir es heute besser, jedenfalls einige von uns. 😉

Oper im Juni

Zum Ende der Spielzeit gab es nicht mehr so viel in Hannover im Opernhaus zu sehen. Aber dafür konnte ich endlich mal die Oper Rusalka von Anton Dvorak auf der Bühne sehen. Und ich war verzaubert. Nicht weil es ein Märchen ist, sondern weil ich diese Musik wirklich sehr mag. Bisher kannte ich nur die Arie an den Mond, die ich früher mal sehr gern gesungen habe. Aber das ganze Stück Musik ist einfach wunderschön. Ich habe ein befreundetes Paar mit in die Oper genommen, die keine großen Operngänger sind und was soll ich sagen: sie waren total begeistert und freuen sich darauf, in der nächsten Spielzeit wieder mitzukommen.

Und dann bin ich gleich eine Woche später mit meiner Kollegin aus Uruguay nochmal dort gewesen. Auch sie fand es toll.

Auf dem Rückweg trafen wir noch einen wunderbaren Kollegen aus Leipzig, der gerade in Hannover einen Kurs über rough vocal effects gab. Que coincidencia.

Abschließend kann ich nur sagen, Leute, wo ihr die Rusalka mal sehen könnt, geht hin.

Und ich bin ja ohnehin der Meinung, dass die Oper eine großartige Möglichkeit für Kultur ist. Ich liebe die Musik. Aber ich bin auch immer wieder begeistert über alles, was sonst noch auf der Bühne zu sehen ist und wie man sich von Licht, Orchester, Tanz, Gesang und Spiel, plus Bühnenbild und Kostümen verzaubern lassen kann. Ein großartiges Gesamtkunstwerk der europäischen Kulturgeschichte, was, wenn es nach mir geht, auf gar keinen Fall sterben darf, egal, wie viel Geld die Politiker meinen für Waffen aus dem Fenster und auf diese arme Erde werfen zu müssen. Musik, Theater, Tanz verändern uns als Menschen in einem unglaublich positiven Sinn und deshalb brauchen wir genau das so viel mehr, so viel öfter. Das ist übrigens nicht nur meine leider unmaßgebliche Meinung, sondern die Neurowissenschaften stimmen dem schon ewig durch Forschungen zu.

Sänger:innen weltweit online und in meinem Studio

Ich habe das große Privileg vielen Sänger:innen sowohl online als aber auch in Präsenz in meinem Studio in Hannover helfen zu können. Mit einer Sängerin bereit ich gerade ein Brahms Requiem vor, was eine Premiere für sie sein wird. Die Stimme hat sich seit unserer Zusammenarbeit definitiv wunderbar in die lyrische Richtung entwickelt. Ich bin sehr glücklich über diese Entwicklung.

Mit einer anderen Sängerin arbeiten wir gerade an der Königin der Nacht. Sie hätte gern mehr Einspringer in dieser Rolle. Diese Rolle ist ja nicht nur wegen der extrem hohen Töne kniffelig, sondern die Mischung aus fiesen Koloraturen und Staccati mit einem eher dramatischen Ausdruck muss in einer guten Balance sein. Und ich bin schon ganz gespannt und freue mich drauf, sie wieder in dieser Rolle auf der Bühne zu sehen. Ich gebe Bescheid, wenn es so weit ist.

Dann habe ich auch immer wieder Sänger:innen mit Problemen in der Stimme. Ganz ehrlich? Manchmal bin ich entsetzt, was für Mythen immer noch in der Gesangswelt kursieren. Und dann heißt es oft pauschal: Sie müssen mehr Stützen, Sie brauchen mehr Fokus, Ihre Zunge sollte sich entspannen. Da wachsen mir echt Hörnchen, wenn ich das höre. 👿

Nein, ich möchte niemanden verurteilen, denn ich bin sicher, jede Gesangspädagogin, jeder Gesangspädagoge möchte nur das Beste für seine Student:innen und Sänger:innen und ich habe sicherlich auch nicht die gesamte Weisheit mit Löffeln gegessen, aber wenn manche Professor:innen das Thema einer Stimme nicht einmal hören geschweige denn wissen, wie sie damit arbeiten können? Sorry, dann ist es manchmal mit meiner positiven Einstellung vorbei. Leute, manches grenzt an Körperverletzung. Stimme kann man nicht neu kaufen wie eine Geige oder Oboe!

Okay, jetzt komme ich mal wieder runter. Es gibt auch eine Menge wunderbarer Kolleg:innen, die super gute Arbeit an den Hochschule und privat machen. Und es immer wieder eine große Freude sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Denn wie gesagt, auch ich habe die Weisheit nicht….

Möchtest du von dem profitieren, was ich dir anbieten kann, dann schaue doch gern mal in mein E-Book „Sing it easy“, wo ich dir Übungen zeige, die deinen Gesang leichter machen können. Und gleichzeitig erfährst du etwas über den Zusammenhang mit dem Nervensystem, was viel wichtiger als so mancher denkt.

Meine AHA-Momente im Juni

In diesem Monat konnte ich exemplarisch feststellen, wie wirksam meine Arbeit ist, die Kombination von Rabine-Methode und Nervensystem, unabhängig ob ich es mit Profis, Anfänger:innen, im Solo oder in der Gruppe anwende.

Ich liebe einfach die internationale Arbeit. Ja, es ist viel Reisen, es sind verschiedene Sprachen, aber ich möchte es auf keinen Fall mehr missen.

Mich selber immer wieder durch Musik berühren zu lassen, in Konzerte, in die Oper gehen, gehört einfach dazu, um am Puls zu bleiben und zu lauschen, aber auch um zu wissen, wie sich der Gesang entwickelt. Was ist gerade die Ästhetik, denn sie hat sich über die Jahrzehnte immer wieder geändert. So kann ich auch gerade meinen Profis entsprechend zur Seite stehen, weil ich weiß, was auf dem Markt derzeit erwartet wird.

Du möchtest auch mit mir arbeiten?

Das kannst du tun, indem du mit meinen Selbstlernangeboten startest. Thematisch ist alles dabei von Arbeit mit der Zunge, um mehr Raum und Leichtigkeit zu erreichen oder auch das mühelosere Singen von hohen Tönen. Auch mein Leib- und Magenthema Kieferöffnung für mehr Klang und Sicherheit auf der Bühne findest du unter dem Titel „Stimmfreiheit auf der Bühne“. Etwas passt ganz bestimmt zu dir und deinen Fragen.

Was sonst noch los war im Juni

Ein Zufallstreffen in einer Eisdiele in Kirchrode. Eine argentinische Sängerin arbeitet dort, ich kam rein und sie schaute mich groß an: Hilkea Knies? Was macht du hier? Und der Witz, ich habe für diese Eisdiele einen Gutschein, den mir eine weitere argentinische Sängerin geschenkt hatte. Die Welt ist sooooo klein. Und sagte ich schon, ich liebe meine Internationalität? 😉

Die Nervenstarke Stimme ging weiter. Spannende Themen standen auf dem Programm. Konsonanten, ein wichtiges Thema. Denn ich wiederhole gern nochmal: Singen ist definitiv nicht sprechen auf Tonhöhe. Wie also können die Konsonanten ihr volle Power entfalten, wenn sie nicht „gespuckt“ und „gesprochen“ werden? Und auch da sind wir in der Rabine-Methode auf einem etwas anderen Weg als die meisten, die ich kenne. Wir kommen vom Vokal in den Konsonanten und nicht den anderen Weg herum, denn Öffnung und Klang ist das wichtigste, wenn es um Singen geht. Ja, Text ist wichtig, aber nicht auf Kosten des Klangs, besonders, wenn es um die klassische Stimme geht.

Ich lerne weiter Spanisch. Un desayuno con Maca, totalmente en Español. Y escucho la música de Álvaro Soler de España. Cantar es mucho más lento de hablar. 😅 Y por sopuesto estoy viendo una serie de Argentina (Envidiosa). Definitivamente entiendo mejor este español. 😍

Was mich und dich im Juli erwartet

Gerade sitze ich im Zug von Wiesbaden nach Hannover und höre die Musik von Jacob Collier. Gestern war ich auf einem Konzert von ihm. Wie es war? Großartig, aber mehr verrate ich dir im Juli. Einer meiner favorite songs ist Little blu.

Der Kurs mit meiner Kollegin Ulla Keller von Voice Experience „Aus der Badewanne auf die Bühne“ findet vom 10.-13 Juli statt. Ein Soloplatz ist noch frei. Bist du kurzentschlossen? Schau HIER, ganz nach unten scrollen und schreib mich gern sofort an unter mail@hilkea-knies.de.

Und dann bin ich eine Woche in Tegernsee, um selber mal wieder Unterricht zu genießen bei meinem Kollegen Uwe Götz vom Rabine-Institut. Und viel hospitieren werde ich. So schön, nicht immer selbst die Pädagogin sein zu müssen. Und das in zauberhafter Umgebung.

Und wie immer gibt es Platz für Überraschungen, wie in jedem Monat. Ich bin ganz gespannt.

Wenn du Zeit hast und die Sommerzeit nutzen möchtest, um an deiner Stimme weiter zu arbeiten, schau gern auf die Seite mit meinen KOSTENLOSEN KENNENLERNANGEBOTEN. You’re welcome. Bienvenido. Herzlich willkommen.

4 Kommentare zu „Blick hinter die Kulissen im Juni 2025“

  1. Hilkea, meine Liebe,

    wie lange habe ich nicht mehr bei dir gelesen! Umso schöner, voller, lebendiger, musikalischer, ja wuchtiger kommt dein Juni bei mir an! Und ich bin so froh, dass es Menschen wie dich und die anderen Beteiligten am SATZ-Projekt gibt, die es schaffen, Jugendliche so zu motivieren, dass sie total aus sich herauskommen und gemeinsam etwas Großes auf die Bühne bringen. Ich musste die ganze Zeit an diverse Filme dieser Art denken, bei denen ich mich immer frage, ob dergleichen in der Realität machbar wäre? Nun weiß ich, es ist. Zum Weinen schön!

    Und jetzt will ich Rusalka sehen. Und das Museum in Hannover.

    So faszinierend, was du über deine Arbeit schreibst; als multiple Laien-Chorsängerin kann ich mir ein klein wenig davon vorstellen. Und das Spanische habe ich verstanden, kann nur nicht adäquat antworten.

    Dein Leben wirkt sehr positiv erfüllt, das freut mich ungemein. Lass uns mal bald zusammenkommen für einen Blick noch weiter hinter die Kulissen. Das würde mich freuen.

    Ganz liebe Grüße
    Silke

  2. Pingback: KW27/2025: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

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