Klavier mit Noten drauf und Kehlkopf Modell

Glossar für die Gesangsstimme

Ich werde häufig nach bestimmten Begriffen gefragt, die ich in diesem Glossar definieren möchte. Zumal wir uns in der Gesangspädagogik oft nicht ganz einig sind, was bestimmte Begriffe wirklich bedeuten. Das macht das Ganze deutlich komplizierter als es ohnehin schon ist.

Es gibt anatomische Bezeichnungen, vor allem von Muskeln und Knorpeln und ihren Abkürzungen, die in Bezug auf die Stimme entscheidend sind. Und physiologische Vorgänge, die in der Gesangspädagogik eine Rolle spielen.

Und natürlich gibt es deutlich mehr, als ich hier aufgelistet habe. Ein gutes Anatomiebuch lohnt sich also immer. Oder du kannst auch meinen Newsletter lesen. 😉

Eher selten werden die Begriffe öffentlich definiert, die wir nur in der Rabine-Methode oder auch anders nutzen. Das finde ich wichtig zum Verständnis unserer Methode.

Absatz

Der Absatz oder Tonabsatz beschreibt den physiologischen Vorgang, wenn die Stimmlippen sich auseinander bewegen und dafür sorgen, dass der Gesangston endet.

Adamsapfel

Die Spitze des Schildknorpels. Bei Männern steht sie meist sichtbarer hervor als bei Frauen, da der Kehlkopf in der Mutation (im Volksmund: Stimmbruch) bei Männern deutlich stärker wächst als bei Frauen. Außerdem ist der Winkel innerhalb des Schildknorpels unterschiedlich bei Männern und Frauen.

Anekdote am Rand: mein Lehrer Eugen Rabine pflegte an der Stelle schon sehr früh feministischen Sprachgebrauch, indem er auch gern vom Evasapfel bei Frauen sprach.

Ansatz

Der Ansatz beinhaltet im Gegensatz zum Einsatz immer eine Art Punkt, an dem angesetzt wird. Durch dies Vorstellunsgbild entstehen häufig Zungenspannungen, da man Sekundärschwingungen nicht einfach entstehen lässt, sondern gezielt an einen Punkt bringen möchte. Dieser Punkt variiert von Gesangstechnik zu Gesangstechnik ein wenig, ist aber meist in Richtung Nase, Jochbein, Augen oder Stirn angesiedelt.

Atemstütze

Siehe unter Stütze

Bruststimme

Eine Anzahl an Tönen, die physiologisch ähnlich produziert werden. Bruststimme deshalb, weil die sekundären Schwingungen innerhalb des Brustkorbs wahrgenommen werden können. Für Frauen ist es ihre tiefe Stimmlage. Für Männer eher ihre gewohnte Lage. Bei Männern ist sie vom Umfang größer als bei der Frauenstimme. Der Vocalis ist dabei mehr aktiv. Siehe auch Massedominantes Register.

CT

Die Abkürzung für den Musculus cricothyroideus. Er geht vom Ringknorpel (Cartilago cricoidea) zum Schildknorpel (Cartilago thyroidea) auf beiden Seiten. Er ist damit paarig. Seine Funktion beim Singen ist es, den Schildknorpel zum Ringknorpel zu kippen. Damit verlängert er die Stimmlippen und sorgt für Tonhöhenregelung nach oben. (Allerdings nur, wenn der M. vocalis es erlaubt) Das geschieht nicht automatisch, sondern ist beim Singen ein Lernziel.

Er besteht aus jeweils zwei Teilen, der pars recta und der pars obliqua, die gerade in der hohen Höhe der Stimme eine wichtige Rolle in der Tonhöhenregulation spielen.

Doppelventilfunktion

Unser Ventil, das die Lungen vor dem Eindringen von Partikeln schützt und unseren Luftdruck sinnvoll steuern kann, sitzt im Kehlkopf. Und genau genommen haben wir zwei Ventile im Kehlkopf: Das Überdruckventil, unsere Taschenfalten und das Unterdruckventil, unsere Stimmlippen.

Die Doppelventilfunktion ist biomechanisch und neurologisch eng mit unserer Atmung verknüpft und deshalb hat Atmung auf dieser Ebene einen sehr großen Einfluss auf unser Singen.

Für uns Sänger:innen ist die Doppelventilfunktion deshalb so wichtig, weil die Stimmlippen als Ventil differenziert muskulär regelbar sind und wir damit in der Lage sind, sehr kunstvoll und vor allem gesund zu singen.

Im Gegensatz dazu benötigen die Taschenfalten Muskeln aus dem Vokaltrakt, unserem Rachen, sodass wir während des Singens, wenn sich Taschenfalten beginnen zu schließen, meist einen zu hohen Luftdruck aufwenden, weil der Vokaltrakt enger wird. Den geringeren Klang im Resonanzraum versuchen wir durch erhöhten Luftdruck auszugleichen. Das kann, je nach Grad der Vokaltraktschließung und Höhe des angewendeten Luftdrucks, zu gesundheitlichen Problemen führen.

Genauere Erklärungen zur Doppelventilfunktion findest du hier.

Einatemtendenz

Eine Aktivität der äußeren Zwischenrippenmuskulatur, die es erlaubt, dass wir trotz starker Ausatmung beim Singen neurologisch und auch biomechanisch bis zum Schluss einer Phrase in einer flexiblen Weite unseres Brustkorbs bleiben können. Dazu benötigen wir auch noch unsere Aufrichtemuskulatur, die das ganze durch noch größere Aufrichtung während des Singens unterstützt.

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Einsatz

Das Zusammenführen der Stimmlippen mit der entsprechenden medialen Kompression, um dadurch einen Ton zu erzeugen. Es können Sing- aber auch Sprechtöne sein.

Beim Singen geschieht er optimal genau dann, wenn nach einer Einatmung der reflexhafte Impuls der Stimmlippen zu einer Verschließung eingeleitet wird.

Externus

Eine andere Bezeichnung für den Musculus thyroarytaenoideus lateralis (LTA), der beim Draufschauen eher außen (lateral) liegt und genau wie der M. Vocalis vom Schildknorpel zum Stellknorpel führt.

Falsche Stimmlippen

Siehe unter Taschenfalten

Funktionale Stimmpädagogik

Die Anwendung des funktionalen Stimmtrainings im Unterricht.

Funktionales Stimmtraining

Die Anwendung des Wissens über die biologischen Funktionen des Körpers und besonders der Stimmfunktion, das in der Übertragung auf das Stimmtraining genutzt wird.

Glissando

Eine Stimmübung, bei der in einem gegebenen Abstand die Tonhöhen sowohl nach oben als auch nach unten fließend gewechselt werden. Bei Frauen geht diese Übung meist über den Hauptübergang und erleichtert dadurch häufig das unspür- und unhörbare Wechseln vom Spannungsdominanten Register ins Massedominante Register und umgekehrt.

Glottis

Der Spalt, der zwischen den beiden Stimmlippen entsteht und je nach Einatmung, Bewegung und Aktivität mal größer und mal kleiner ist.

Internus

Andere Bezeichnung für den M. vocalis. Dieser Teil der Stimmlippen liegt näher zur Mitte, deshalb wird dieser Teil des M. thyroarytaenoideus auch internus genannt.

Kehlkopfsenkung

Die Kehlkopfsenkung ist wichtig, damit die Stimmlippen im Kehlkopf effizient arbeiten können. Sie kann auf verschiedene Art hergestellt werden. Die Zunge kann den Kehlkopf herunterdrücken. Das ist nicht günstig beim Singen und gibt oft eine eher als „Knödel“ bezeichneten Klang und lässt die Zunge nicht mehr die für das Singen wichtigen Bewegungen tun.

Durch vertiefte Einatmung und den trachealen Zug kommt es zu einer Bewegung des Kehlkopfes nach unten. Das ist günstiger fürs Singen und sollte bei der Phonation beibehalten werden können.

Knötchen

Oder auch Stimmknötchen genannt. Sie entstehen, wenn dauerhaft zu viel Druck beim Phonieren in den Stimmlippen angewendet wird. Sie verhindern, dass diese sich optimal schließen können und der Luftdruck wird dadurch erhöht. Das überlastet die Stimme noch weiter, sodass wir in einem Teufelskreis landen. Für Sänger:innen ein Phänomen, was das differenzierte Singen irgendwann unmöglich macht. Knötchen werden häufig operiert. Sie können allerdings auch durch gezieltes Training der Stimme wieder verschwinden. Das bedeutet allerdings, dass man seine Stimmtechnik auf Dauer umstellen muss, da sie sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederkommen. Die Vorstufe zu Knötchen sind häufig Ödeme.

Kopfstimme

Eine Anzahl an Tönen, die physiologisch ähnlich hergestellt wird. Kopfstimme deshalb, weil die sekundären Schwingungen innerhalb des Kopfskeletts wahrgenommen werden können. Für Frauen wie Männer ihre eigene hohe Stimmlage. Der CT ist dabei stark aktiv in Kontraktion. Siehe auch Spannungsdominantes Register.

Luftdruckregelung

Unsere Stimmlippen brauchen Luftdruck, um schwingen zu können. Die Menge allerdings bestimmt darüber, wie der Klang des Tons ist, ob und wie das Vibrato sich einstellt und wie die Gestalt der Vokaltrakts ist. Ist er zu hoch, kann es gesundheitlich gefährdend werden und laut, scharf und aggressiv im Klang.

Ist er zu gering, ist die Stimme oft hauchig bis gar nicht mehr zu hören. Oft allerdings erhöhen wir dann den Luftdruck wieder, weil wir lauter werden wollen. Aber wenn die Stimmlippen dann nicht schließen können, wird es auch bei einer leisen, hauchigen Stimme gefährlich, weil die durchströmende Luft die Schleimhäute austrocknen kann und die Muskulatur (vergeblich) zu viel arbeitet.

LCA

Abkürzung für den M. cricoarytaenoideus lateralis. Er geht vom Ringknorpel zu den Stellknorpel und unterstützt beim Singen bei sehr tiefen Tonhöhen.

LTA

Abkürzung für den Musculus Arytaenoideus Lateralis. Manchmal auch Externus genannt. Er ist für eine gröbere Regulation der medialen Kompression zuständig und reagiert auf (leicht) erhöhten Luftdruck beim Singen. In einer eher effizienten Stimmfunktion koppeln sich seine Fasern in Reaktion an den M. vocalis an. Er unterstützt tiefe Töne und höhere Lautstärke beim Singen.

Du möchtest Übungen haben, die das unterstützen? Schau gern in meinen Blogartikel 5 Übungen aus der Rabine-Methode.

Massedominantes Register

Ein Terminus, der bisher nur in der Rabine-Methode vorkommt. Die Anzahl von Tönen, die dominant Masse gegenüber der Spannung in den Stimmlippen enthält. Es wird in der Gesangspädagogik auch als Bruststimme oder Modalregister benannt. (Siehe auch den Gegensatz zu Spannungsdominantes Register)

Mediale Kompression

Die Kraft, die beide Stimmlippen zur Mitte bringt, damit sie schwingen können. Die mediale Kompression kann zu hoch sein, dann ist die Stimme gepresst, aber auch oft sehr laut. Ist die mediale Kompression zu gering, dann ist der Klang eher hauchig bis hin dazu, dass wir kaum Klang hören.

Messa di voce

Die italienische Bezeichnung für das Ab- und Anschwellen des Tones. Von leise zu laut oder umgekehrt. Man könnte auch Crescendo und Decrescendo dazu sagen.

Mezza voce

Übersetzt „halbe Stimme“. Eine kunstvolle Ausdrucksmöglichkeit im klassischen Gesang, wo der Ausgleich von Masse und Spannung in der Stimme ca. 50/50 % betragen kann. Daran passt sich auch die Lautstärke an und es entsteht ein ganz eigener Sound, der nicht mit einem piano zu vergleichen ist. Das ist aufgrund der muskulären Gegebenheiten nur im Bereich der Mitteloktave möglich.

Mittelstimme / Mitteloktave

Die Oktave zwischen kleinem a und a‘ (international A3 und A4). In dieser Lage kann die Spannung und die Masse der Stimme in einem Ausgleich sein. Es ist die einzige Oktave, in der ein mezza voce wirklich gesungen werden kann.

Ödem

Eine Art Blase auf den Stimmlippen, die meist über die gesamte Länger der Stimmlippen zu finden ist. Ein Ödem ist eine Wassereinlagerung, die die Stimmlippen vor zu großer Überhitzung und Druck schützen soll. Es entsteht überwiegend bei einer Phonation, die zu viel Luftdruck verwendet. Häufig ist es die Vorstufe zu Knötchen.

Phonation

Der Phonationsvorgang ist die Tätigkeit des Singens oder Sprechens oder Laute Erzeugens. Es ist allgemein die Bildung eines Klangs im Kehlkopf.

Primärschwingungen

Primärschwingungen entstehen direkt im Kehlkopf und werden durch den Schwingvorgang der Stimmlippen hervorgerufen. Sie erzeugen häufig Sekundärschwingungen.

Register

Eine Gruppe von Tönen, die sich ähnlich anhören und auch anfühlen. Register gibt es, je nach Ansicht oder Methode unterschiedlich viele, die auch etwas unterschiedlich interpretiert werden.

Ringknorpel

Lateinisch Cartilago cricoidea. Der Knorpel liegt zwischen den (offenen) Knorpelspangen der Luftröhre und dem Schildknorpel. Er ist als einziger dieser Knorpel geschlossen und hat die Form eines Siegelrings.

Sängerische Atmung

Oh, oh, oh, ganz dünnes Eis. Darüber schreibe ich beizeiten noch einen Extra-Blogartikel.

Hier erst einmal so weit: Eine sängerische Atmung ist für das Anwendungsziel Singen optimiert. Es ist wichtig zu unterscheiden, welches Anwendungsziel wir haben, denn wir atmen für den Yoga anders als beim Joggen oder eben Singen.

Innerhalb der Rabine-Methode möchten wir eine Einatmung zwischen 75-80 % Lungenvolumen erreichen. Dann haben wir die Möglichkeit einer physiologisch günstigen Kehlkopfsenkung und das Singen innerhalb der Unterdruckventilfunktion.

Dabei wären die lumbalen (zur Lendenwirbelsäule gehörend) und costalen (zu den Rippen gehörend) Teile des Zwerchfells wirklich aktiv.

(Interessiert an Übungen, die dir das ermöglichen? Dann schau in meinen Blogartikel: 5 Übungen aus der Rabine-Methode)

Schildknorpel

Lateinisch Cartilago thyroidea. Der oberste Knorpel von der Luftröhre nach oben gedacht. Er beherbergt u.a. die Stimmlippen, die Taschenfalten und auch die Stellknorpel, die auf dem Ringknorpel sitzen, liegen innerhalb von ihm. Die beiden Knorpelplatten bilden nach vorne gelegen den Adams- bzw. Evasapfel 😉.

Segment

In der Rabine-Methode haben wir manchmal eine etwas andere Terminologie, weil wir hoffen, die Physiologie damit besser zu beschreiben und einzuordnen.

Ein Segment ist eine Folge von Tönen, etwa im Raum einer Quarte, die ähnliche klangliche Eigenschaften haben und auch im Verhältnis Spannung und Masse der Töne ähnlich ist.

Sekundärschwingungen

Sekundärschwingungen werden durch Primärschwingungen der Stimmlippen hervorgerufen und können an ganz unterschiedlichen Stellen des Körpers wahrgenommen werden. Knochenleitungen eignen sich hervorragend dazu. So entstanden auch die Termini Bruststimme (wir nehmen Schwingungen im Brustkorb (Thorax) wahr und Kopfstimme (wir nehmen Schwingungen an verschiedenen Stellen unserer Schädelknochen wahr.

Sensomotorisches Wahrnehmungstraining

Ein auf die Wahrnehmung gerichtetes Training, was u.a. in der Rabine-Methode angewendet wird. Zu diesen Wahrnehmungen zählen sowohl Bewegungswahrnehmungen (Motorik) als auch Wahrnehmungen aus unseren Sinnen, unserer Neurologie (Sensorik). Das Zusammenspiel von Sensorik und Motorik gibt den Schüler:innen eine Empfindung ihrer Stimme, die nicht ausschließlich aus Vorsingen und Nachsingen gebildet wird, sondern eher durch Eigenempfindungen.

Mehr kannst du HIER lesen.

Spannungsdominantes Register

Ein Terminus, der bisher nur in der Rabine-Methode vorkommt. Die Anzahl von Tönen, die dominant Spannung gegenüber der Masse in den Stimmlippen enthalten. Man könnte es in der übrigen Pädagogik auch als Kopfstimme benennen.

Stellknorpel

Paariger Knorpel, der dem Ringknorpel aufliegt. Lateinisch cartilagines arytaenoideae. Sie können rutschen und kippen und regeln mit diesem Mechanismus die Größe der Öffnung der Glottis beim Singen. Sehr differenzierte und gute Beschreibung im Buch „Laryngeal biomechanics“ von B. Raymond Fink und Robert J. Demarest von 1978.

Stimmbänder

Die ligamentöse (Ligament = Band) Struktur in der Stimmlippe.

Stimmlippen

Das gesamte Ventil bestehend aus der Muskulatur (M. Vocalis und LTA), den Stimmbändern und der darüber liegenden Schleimhaut.

Stimmsitz

Oder kurz Sitz ist ein Begriff, den ich bewusst nicht nutze. Er soll bestimmte Frequenzen der Stimme verstärken, indem man versucht, die Stimme an einen bestimmten Ort zu schicken. Meiner Erfahrung nach lassen sich die gewünschten und nötigen Frequenzen auch anders erzeugen. Denn die Tragfähigkeit, die damit erreicht werden soll, ist gerade im klassischen Gesang enorm wichtig, darüber bin ich mit den Stimmsitzbefürworter:innen einig.

Näheres zum Stimmsitz findest du in meinem Blogartikel für Voice Experience unter der Fragestellung: Was ist Stimmsitz?

Stütze

Ein physiologischer Vorgang, der den gesungenen Ton unterstützt. Wenn wir sängerisch groß einatmen, ist die Rückstellkraft der Lunge so groß, dass wir ohne einen Gegenhalt zu viel Luft verlieren würden. Und vor allem wäre der Luftdruck viel zu hoch für unsere feinen Stimmlippen.

Wie allerdings der Vorgang vor sich gehen sollte, darüber sind sich die Gesangspädagog:innen nicht einig. Von daher kommt irgendwann ein Artikel, wie wir es in der Rabine-Methode verstehen.

Die Senkung des Zwerchfells in der Einatmung, besonders auch die hinteren lumbalen Teile sind wichtig. Im letzten Teil des Singens kommen dann die Aktivitäten der äußeren Zwischenrippenmuskulatur dazu, die es erlauben, dass die Luft bis zum Ende von den Bedürfnissen der Stimmlippen kontrolliert werden und nicht ohne Kontrolle entweichen kann.

Auch ein neurologischer Faktor spielt dabei eine große Rolle, der es uns erlaubt in der sogenannten Einatemtendenz zu bleiben.

Die Aufrichtung ist beim Vorgang des Stützens ebenfalls ein wichtiger Faktor.

Aber auch hier: welche Art von Aufrichtung, darüber müssen wir sprechen, denn es gibt auch hier unterschiedliche Ansichten. Und dann natürlich wie immer beim Singen: Gewusst wie.

Subglottischer Luftdruck

Der Luftdruck, der von unterhalb der Glottis kommt. Das Zusammenspiel von Luftdruck und Luftfluss ist beim Singen sehr wichtig.

Subglottischer Luftfluss

Die Menge an Luft, die aus den Lungen durch die Glottis gelangt. Das Zusammenspiel von Luftfluss und Luftdruck ist beim Singen sehr wichtig.

Support

Siehe unter Stütze

Taschenfalten

Die Taschenfalten, auch falsche Stimmlippen genannt, im englischen vestibular folds liegen im Kehlkopf über den Stimmlippen in einer Entfernung von ca. 2 mm nach oben. Beide setzen an den Stellknorpeln an. Sie schließen mithilfe der Muskeln im Vokaltrakt, da sie selber entweder keine oder viel zu wenig Muskeln enthalten, ganz anders als die Stimmlippen. Siehe weitere Informationen unter Doppelventilfunktion.

Trachealer Zug

Der tracheale Zug kann in einer großen Einatmung entstehen. Durch die Absenkung des lumbalen (hinteren) Teils des Zwerchfells und der Weitung durch den costalen Teil des Zwerchfells wird durch den Pleuraspalt an der Lunge gezogen, sie weitet sich zu den Seiten, nach hinten und nach unten. Dieser Zug löst auch einen Zug auf die Bronchien aus, die wiederum mit der Luftröhre verbunden sind, an deren oberen Ende unser Schildknorpel sitzt. So kann die Kehlkopfsenkung nach unten durch die Atmung zustande kommen. Der tracheale Zug wird übrigens schon sehr früh in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben.

Tremolo

Ein zu schnelles „Vibrato“, ab ca. 7 Hz Schwingungsfrequenz. Es handelt sich hierbei nicht wie beim echten Vibrato um eine Eigenschwingung der Stimmlippen, sondern es ist ein unregelmäßiges Zittern, das aus einer Verspannung im Vokaltrakt herrührt.

Überdruckventil

Biologisch betrachtet besteht unser Überdruckventil aus den Taschenfalten. Sie gehören beim Singen Vokaltrakt und schließen, wenn wir Kraft vom Körper weg anwenden. Sehr wichtig bei manch schwierigem Toilettengang und beim Gebären.

Überdruckventilfunktion

Die biologische Körperfunktion, die entsteht, wenn wir Kraft vom Körper weg anwenden. Innerhalb dieser Funktion werden Muskeln angesprochen – je nach Anwendungsziel kontrahiert und gedehnt. Bei dieser Funktion haben wir eine neurologische Verknüpfung zu den Ausatemmuskeln (Bauchmuskeln), die helfen den Druck im Körper ohne Schaden für die Organwelt aufrechterhalten zu können.

Beim Singen angewendet entsteht ein zu hoher subglottischer Luftdruck, der im schlimmsten Fall zu Stimmbandknötchen und Stimmverlust führen kann.

Unterdruckventil

Unser Unterdruckventil sind die Stimmlippen. Sie gehören neurologisch zum Atemapparat und werden aktiv, wenn wir Kraft zum Körper hin anwenden. Es ist beispielsweise sehr aktiv, wenn wir Gleichgewichtsübungen machen. Balancieren und Klettern brauchen ein aktives Unterdruckventil.

Unterdruckventilfunktion

Die biologische Körperfunktion, die entsteht, wenn wir Kraft zum Körper hin anwenden. Innerhalb dieser Funktion werden Muskeln angesprochen – je nach Anwendungsziel kontrahiert und gedehnt. Bei dieser Funktion haben wir eine neurologische Verknüpfung mit der Einatemmuskulatur, die hilft, den Unterdruck in der Lunge beibehalten zu können und somit Tätigkeiten wie z.B. ziehen und balancieren möglich macht. Eine sehr aktive Rolle spielen dabei unsere Zwischenrippenmuskeln.

Innerhalb dieser Funktion ist es günstig zu singen, da durch die Regulation der üblichen Rückstellkraft der Lunge der Luftdruck unter und an den Stimmlippen optimal reguliert werden kann und die Stimmlippen damit für das Singen optimal reagieren können.

Vibrato

Die Eigenschwingung der Stimmlippen u.a. durch den normalen Muskeltremor, den alle Muskeln haben. Ein physiologisch-neurologisch innerviertes Vibrato liegt zwischen 5 und 7 Hz.

Vocalis Muskel

Der Vocalis Muskel ist unser Hauptstimmmuskel. Er führt von den Stellknorpeln zum Schildknorpel und wird deshalb auch nach Ursprung und Ansatz M. thyroarytaenoideus genannt (TA). Er ist unser Hauptmuskel für Lautstärke, tiefe Töne und feine Regulation der medialen Kompression. Sein Bau ist einzigartig im Körper. Er ist zopfartig und damit so fein differenziert zu regeln, dass wir all diese so unterschiedlichen großartigen kunstvollen Dinge tun können, die wir in der Lage sind zu tun.

Da der Vocalis direkt im Stimmband inseriert, sich mit ihm verbindet, also innen liegt, wird er auch oft abgekürzt internus genannt.

Vokaltrakt

Im Gesang nennen wir den Rachenraum Vokaltrakt. Es ist der Raum von oberhalb der Stimmlippen bis zu den Mundlippen. Er verstärkt den Klang, der von den Stimmlippen produziert wird. Deshalb nennen wir ihn in der Rabine-Methode auch Resonator. In der Einatmung ist es der Atemweg, denn die Bezeichnung richtet sich nach der Funktion eines Raumes. So ist es aber anscheinend logisch, dass wir unseren Resonanzraum schon durch die Einatmung gestalten können, was wir als Sänger:innen nutzen können.

Probiere mal eine kleine Übung aus, wenn du magst: atme mit den unterschiedlichen Vokalformen über U, O, A, E, I, Ä, Ö und Ü ein und beobachte, wie anders sich die Atmung für dich anfühlt. Und wie verändert sich der Klang, wenn du hinterher singst oder tönst?

Wobble

Ein zu langsames „Vibrato“, was unter 5 Hz Schwingungfrequenz liegt. Meist ist es auch nicht gleichmäßig. Und es ist das Resultat von zu hohen Luftdruck. Die Stimmlippen haben zu viel Masse und können nicht mehr gut in sich schwingen.

Wird häufig auch bösartig „Tellervibrato“ bei älteren Opernsänger:innen genannt, weil es so groß ausschwingt, dass man Teller hindurch werfen könnte.

Zungenspannung

oder auch Zungenhaltung wird häufig im Unterricht verwendet. Dieser Terminus ist sehr unspezifisch, da unsere Zunge viele Binnen- und Außenmuskeln hat, die in einem guten Ausgleich sein müssen. Der ist anders als beim Sprechen und auf keinen Fall sollte eine Zunge locker sein.

Mehr Infos dazu?

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Zwerchfell

Als Erstes ein Video von einem Spezialisten 😉

Das Zwerchfell ist unser Hauptatemmuskel. Es ist muskulär verbunden mit unseren Rippen und mit seinem hinteren Teil faszial an der Lendenwirbelsäule angewachsen. Wir haben fasziale Einflüsse durch das Becken hindurch. Es ist übrigens zusätzlich auch für Aufrichtung unseres Körpers verantwortlich. Und es hat direkte muskuläre Verbindungen mit der Bauchmuskulatur über den M. transversus abdominis.

Viele Menschen, auch Sänger:innen verwechseln häufig die Bewegung der Bauchmuskulatur und des Zwerchfells, was in der Atembeschreibung gerade, wenn es um Bauch- oder Tiefatmung geht, immer wieder zu Missverständnissen der physiologisch möglichen Bewegungen führt.

Eine tolle Möglichkeit, den hinteren Teil, die pars lumbalis zu aktivieren besteht darin, in der Einatmung eine Kniehebung zu machen. Siehe 5 Übungen aus der Rabine-Methode

Und hier siehst du die Bewegung des Zwerchfells noch einmal sehr schön dargestellt, wie ich finde.


Dieses Glossar hat keine erkennbare Systematik, sondern spiegelt die Fragen nach der Terminologie wider, die ich häufig gestellt bekomme.

Welcher Begriff fehlt dir? Wenn du kommentierst, dann nehme ich ihn gern noch mit auf.

1 Kommentar zu „Glossar für die Gesangsstimme“

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