Hilkea Knies beim Singen - Hohe Töne

Hohe Töne sicher singen

Hohe Töne zu singen, ist nicht so einfach. Und hohe Töne haben Magie. Warum sind es immer die 3 Tenöre oder die 10 Tenöre oder die 20 Tenöre? Ich gehe davon aus, weil sie die hohen Töne haben und man sie bei diesem Drahtseilakt mit voller Power beobachten und hören kann.

Du möchtest auch hohe Töne singen? Und das auch noch leicht und klangvoll? Aber es klappt nicht? Oder nicht immer? Oder es klingt einfach nicht?

Du glaubst, bei dir geht es nicht und fragst dich, ob man das lernen kann?

Und die ganz simple Antwort heißt: JA, hohe Töne singen lernen ist möglich.

Und zwar für alle, für Männer wie für Frauen und in sämtlichen Stilistiken, die man singen möchte. Die Frage ist vor allem: Wie mache ich es und was klingt wie?

Doch gehen wir das Thema mit den hohen Tönen der Reihenfolge nach an. Ich möchte gern verschiedene Bereiche beleuchten. Denn wie so vieles beim Singen ist auch das vielschichtig.

Hohe Töne und die Anatomie

Ich beginne gern mit der Anatomie. Denn sie liefert uns die Idee für die Voraussetzungen, die wir haben, wenn es um die Höhe geht.

Innerhalb des Kehlkopfes befinden sich unter vielem anderen die Stimmlippen. Sie bestehen aus einer Schleimhautschicht, aus dem Stimmband und dem Stimmmuskel, dem M. vocalis.

Innere Stimmlippen. Voraussetzung für  das Singen von hohen Tönen
Aus Gray’s anatomy

Ohne jetzt hier einen medizinischen Vortrag halten zu wollen, kann man sagen, wenn man hohe Töne singen möchte, werden die Stimmlippen gespannt, sie verlängern sich ein wenig und werden dünner. Und wenn man tiefe Töne singen möchte, werden sie wieder etwas kürzer und dicker.

Das ist schon alles. Und dieser Mechanismus klappt eigentlich immer, denn wir können ja auch hoch schreien und kreischen, also alles in Ordnung, könnte man denken.

Aber wenn es dann ans Singen geht, sieht es etwas anders aus. Da möchten wir nicht unbedingt den Kreisch- und Schreisound haben. (Jedenfalls nicht unabsichtlich 😉)

Und wir möchten die hohen Töne manchmal länger aushalten. Es soll auch nicht irgendein Ton sein, sondern genau der, den wir haben wollen.

Und da braucht es also mehr Vorbedingungen als beim Schreien. Die Stimmlippen müssen genau gespannt werden. Damit sie diesen Zustand so lange beibehalten können, wie wir möchten, braucht es Unterstützung aus dem Körper, der Atmung und Kehlkopfsenkung (je nach Stilistik viel oder weniger Senkung).

Und es braucht einen langen Resonanzraum, denn dort vor allem wird der Ton verstärkt und wird damit laut genug, damit man ihn hört. Das gilt übrigens bei allen Tonhöhen, aber besonders bei hohen Tönen.

Wenn du dich allgemein für mehr Leichtigkeit beim Singen interessierst, dann könnte auch dieser Blogartikel etwas für dich sein.

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Hohe Töne sind nicht hoch

Dieser Satz scheint erst einmal provozierend zu sein. Denn natürlich sind es hohe Frequenzen. Aber von der Lage sind sie nicht hoch. Wir sehen sie in den Noten, viele, viele Hilfslinien vielleicht für ein hohes F der Königin der Nacht. Aber wenn wir uns die Stimme anschauen, dann geht da, wenn es gut läuft, nichts nach oben. Denn der Kehlkopf sollte gesenkt bleiben, dann geht es deutlich leichter. Und die Bewegung, die hohe Töne erzeugt, ist eine kleine horizontale Dehnung, die die Stimmlippen erlauben müssen.

Hohe Töne und die Kopfstimme

Auch ein wichtiges Thema bei hohen Tönen ist die Kopfstimme. In der Rabine-Methode nennen wir sie “spannungsdominantes Register” und das trifft es sehr gut. Um in die Höhe zu kommen, ist es wichtig, die Kopfstimme zu benutzen. Viele Frauen, die aus der Popularmusik kommen, finden es am Anfang ganz ungewohnt. Aber wenn wir den gesamten Stimmumfang nutzen möchten, ist das notwendig. Wenn wir Übergänge nicht erlauben, wird es schwierig. Dann können wir nur mit Druck arbeiten. Und wie die verschiedenen Druckzustände sich auf die Stimme auswirken, habe ich auch schon mal näher beleuchtet.

Das Gleiche gilt übrigens auch für Männer, die manchmal noch mehr Schwierigkeiten mit ihrer Kopfstimme haben, weil sie glauben, das sei falsch oder klingt unmännlich. Es ist weder das eine noch das andere, sondern gehört einfach zum Stimmumfang dazu und man kann es super nutzen. Außerdem hält es auch bei Männern die Stimme flexibel.

Hohe Töne laut oder leise singen

Das laute Singen bekommen die meisten Sänger:innen noch ganz gut hin. Leider wird dabei dann oft zu viel Druck verwendet und dann schiebt der Luftdruck den Kehlkopf nach oben.

Und wenn man denkt, dann singe ich eben leise, wird meistens der Vokaltrakt verengt. Dann wird es leiser, aber bedauerlicherweise haben wir damit auch nichts gewonnen und der Kehlkopf geht ebenfalls nach oben.

Allgemein kann man sagen, die hohen Töne gut, kraftvoll und leicht zu singen ist schon ziemlich advanced. Also gib nicht auf, sondern gib dir Zeit und gönne dir professionelle Unterstützung. 🤗

Du kannst auch erstmal mit meinem E-Book starten und gucken, wie dir die Übungen dort in deiner hohen Lage weiterhelfen können:

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Hohe Töne und Ästhetik

Und dann kommt noch die Ästhetik dazu. Die hohen Töne im klassischen Gesang sollen einen anderen Sound haben als innerhalb der Popularmusik. In der Popularmusik suchen wir öfter einen Klang, der mehr Bruststimmanteile enthält, wir möchten mehr Masse in der Stimme haben. Das geht nicht über den gesamten Umfang und ist auch eine Technik, die gut erlernt werden sollte, weil sie sonst extrem stimmschädlich werden kann.

Im klassischen Gesang möchten wir meist noch höher hinaus und die Töne sehr gern auch noch lange aushalten können. Auch das ist advanced, braucht gute Anleitung und vor allem Übung. Und wir möchten natürlich, dass diese Töne mit Vibrato gesungen werden, denn das gehört im klassischen Gesang als Qualitätsmerkmal fast immer dazu. Dazu braucht es eine Balance zwischen Raum und Luftdruck. Auch das kann man üben und es braucht seine Zeit.

Hohe Töne und das Nervensystem

Die hohen Töne sind das, wovor wir Sänger:innen oft die meiste Angst haben. Verständlich, denn oft sind sie genau das, worauf das Publikum wartet. Sei es das Hohe C beim Tenor oder auch beim Sopran oder der sackhohe Belt in “Defying gravity” aus dem Musical “Wicked”. Die, die sich auskennen, warten nur darauf und beurteilen die Sänger:innen oftmals nach dem Erreichen dieser Note. Natürlich macht uns das Druck und Stress.

Und gleichzeitig ist es auch nicht leicht, diese Spannung innerhalb der Stimmlippen zu halten und auszuhalten. Der Trigger geht immer noch in Richtung Schreien, Gefahr. Und dabei ruhig zu bleiben und das sympathische Nervensystem in Richtung positiver Aufregung und angenehmem Thrill und Herausforderung zu lenken, braucht Sicherheit, was unsere hohen Töne betrifft. Und Sicherheit bedeutet gute, sichere Technik, viel Übung, damit wir wissen wie wir es machen.

Mehr über das Nervensystem beim Singen findest du HIER.

Du bist Profi und hast natürlich hohe Töne im Repertoire?

Das gehört dazu, wenn man als Opernprofi auf die Bühne möchte. Und doch erlebe ich immer wieder Sänger:innen, die große Schwierigkeiten mit den hohen Tönen beim Singen haben. Sie sind ihnen nicht leicht genug, sie fühlen sich nicht sicher an und ab manchen Tonhöhen geht es einfach nicht mehr, auch wenn das noch im Bereich des Möglichen liegen sollte.

Da stellen sich die Fragen dann ein wenig anders.

Die Voraussetzungen für hohe Töne

Wenn wir es wie ein Rezeptbuch sehen, würde ich sagen. Man nehme:

  1. Einen guten Körpertonus mit entsprechender Aufrichtung.
  2. Dazu eine große Einatmung durch einen geöffneten Kiefer.
  3. Die Erlaubnis, dass der Kehlkopf sich mehr oder weniger senken darf (Unterschied klassisches versus popularmusikalisches Singen und Ästhetik)
  4. Übung und entsprechende Anleitung (meist mithilfe eines Lehrers oder einer Lehrerin)
  5. Geduld, Geduld und nochmals Geduld
  6. und dann Spaß am Wagnis und der hohen Intensität. Ein bisschen Drama-Queen ist an der Stelle durchaus hilfreich. 😅

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Hier findest du 10 Übungen, die auf der einen Seite deinen Körper und deine Atmung fit für die Höhe machen. Und dann noch bestimmte Vokalkombinationen, die dir auch das Erreichen der Höhe sehr erleichtert.

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Last but not least hast du ein paar Vorschläge, wie du mit deinem Nervensystem umgehen kannst, damit du auch auf der Bühne die Nerven behältst und nicht bei jedem Blick in die Noten, wo du eine Tonhöhe über dem Notensystem siehst, in Ohnmacht fällst.

(Du merkst schon, in mir steckt auch immer wieder eine kleine oder große Drama-Queen. Das ist der Tribut für meine innere Sopranistin, wenn ich sie mal zu Wort kommen lasse 😅)

No more excuses 😉

Es gibt also keine Entschuldigungen mehr, die hohen Töne nicht endlich genauer unter die Lupe zu nehmen und den Spaß und die Sicherheit dabei zu entdecken.

Fang doch noch heute an.

1 Kommentar zu „Hohe Töne sicher singen“

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