Meine drei Werte: 1. Die Weisheit

Weisheit ist ein großes Wort und ein starker Wert. Oder eher ein weites Feld. Ein scheinbar unendlicher Raum.

Wenn Weisheit einer meiner Werte ist, kommt in mir die Frage auf: bin ich weise? Wer darf sich überhaupt weise nennen? Ist es nicht eine große Überschätzung zu sagen, dass Weisheit einer meiner Werte ist? Ganz laut ist er, der Zweifel, der 63. Schlüssel an prominenter Stelle in meinem Gene Keys Chart.

Und doch, sie ist irgendwie stärker, meine Weisheit. Ich schreibe sehr bewusst “irgendwie”, denn zu fassen bekomme ich es nicht. Und während des Schreibens noch kann ich merken, wie das Gehirn all die alten Zweifel hervorholen möchte. Gut eingeübt wie ein Gedicht in der 5. Klasse. Wenn ich dem nachgeben würde und aufschreiben, was ich alles noch nicht kann, was ich alles noch nicht weiß, wo ich versagt habe, dann wäre der Artikel schnell fertig und hätte epische Länge.

Doch ich widerstehe, dieser eine Abschnitt muss dem Zweifel für heute genügen.

Stille

Ich widerstehe und gehe in die Stille, die innere Stille. In diesem Fall ist mir das Internet mit all seinen Ansichten und seinem Wissen keine Hilfe. Denn es geht um meine ganz eigene Weisheit, die weiß nur ich.

Für mich ist sie die Essenz eines jeden Augenblicks, so wie ich es aus der Meditation kenne. Immer Jetzt – Jetzt – Jetzt –

Zuhören und anschauen

Die Alchimie aus Wissen und Stille. Zuhören, lauschen, sich selbst lauschen und meinen Sänger:innen zuhören. Nicht nur, um herauszufinden, wie ich ihnen stimmlich weiterhelfen könnte, sondern auch ihrer Seele lauschen, mit Blicken und Ohren. Klingt das groß? Ja, vielleicht.

Und doch ist es zutiefst menschlich. Wir schauen Menschen an und gehen damit in Kontakt, was ihre Augen und ihr Körper uns sagen. Bewusst und unbewusst.

Wir lauschen Menschen, wir hören ihnen zu, denn wir möchten sie verstehen, wir gehen in eine Kommunikation.

Weisheit hat für mich auch mit Wissen zu tun, verkörperlichtes Wissen, verinnerlichtes Wissen.

Meine Wissensquellen

Was sind meine Wissensquellen? Meine große Leidenschaft gilt seit der Kindheit meiner Seele, meiner Psyche, dem tiefen Wunsch mich verstehen zu wollen. Bücher, Gedanken, Gespräche kreisten immer wieder um das Thema: Wer bin ich und was ist der Sinn meines Lebens?

Körperpsychotherapie, Traumatherapie. Wunderbare Wege, um mir immer wieder nahezukommen und Kontakt tief zu verstehen, zu verinnerlichen, zu leben.

Meditation – Stille erleben, meine eigene und die der Welt, Eintauchen mithilfe meiner Lehrer:innen am Benediktushof. Tiefe Verzweiflung, große Liebe und überschäumende Freude im Spiel der Verwandlung spüren. Die gleiche Stille, die ich manchmal in Augenblicken der Gnade mit meiner eigenen Stimme erlebe und immer wieder beim Unterrichten im Kontakt mit meinen Sänger:innen spüren kann.

Anatomie, Physiologie, Neurologie – wissenschaftliche Fakten und Theorien. Sie klingen kompliziert und spröde, doch je mehr ich den menschlichen Körper verstehe, manchmal mit Schwere im Kopf, weil es so kompliziert und komplex sein kann. Doch je mehr ich ihn verstehe, erscheint mir die Körperweisheit aus allem zu strahlen, was uns Lebewesen ausmacht. Ist es nicht alles ein großes Wunder?

Wir selbst sind das Wunder

Und ist es nicht ein großes Wunder, dass wir Menschen singen können? Dass wir diese unglaubliche Vielfalt und Schönheit all dieser Stimmen in uns tragen? Die gesamte Menschheit, ein großer Chor der Vielfalt?

Und zeigt sich nicht Weisheit dort, wo wir einfach nur staunend davor stehen? In Stille. Und diese Stille immer wieder in unser Wissen hineinweben? In unsere Beziehungen fließen lassen und uns des eigenen Wertes bewusst sind und uns damit der Welt schenken?

Weisheit ist die Essenz des Wissens. Und die Essenz meines Wissens möchte in die Welt.

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