Hilkea Knies

Worüber ich mich lange nicht getraut habe zu reden

Ab wann ist man eigentlich eine gute Pädagogin und vor allem für wen? Wenn man viel über die Stimme weiß? Wenn man viel selbst gesungen hat? Wenn man eine internationale Karriere vorweisen kann?

Das sind Fragen, die ich mir selbst und die mir andere mein ganzes Leben hindurch gestellt haben.

Mein offizieller Lebenslauf

Lange habe ich nicht darüber gesprochen, wo und was ich eigentlich gesungen habe. Habe mich eher vage ausgedrückt und gesagt, dass ich viele Jahre am Theater war und dann ich vor allem Tourneetheater gemacht haben. Habe viel über meine Chorerfahrungen gesprochen und die Auslandsreisen. Über meine Soloprogramme mit deutschen Kabarett-Chansons.

Das klingt alles gut und ist auch die Wahrheit. Und doch lässt es eine entscheidende Feststellung aus: Ich war nie besonders bekannt, habe nie große, mittlere oder kleinere Partien auf einer von Deutschlands vielen festen Opernhäusern oder Dreispartentheatern gesungen. Ich war auch nie fest in einem professionellen Opernchor engagiert.

Und für sehr viele Pädagog:innen, Sänger:innen und andere, die in diesem Bereich tätig sind, sind eine Karriere und das gute Singen der Lehrerin die allerwichtigsten Voraussetzungen, um einer Gesangspädagogin etwas zuzutrauen und ihr die eigene Stimme anzuvertrauen. Ich war nie in dieser Art Professionalität auf der Bühne unterwegs, wie es viele meiner jetzigen Sänger:innen jetzt sind.

Und doch gibt es natürlich Vieles, was du von mir lernen kannst und was all meine Sänger:innen schon mit Erfolg gelernt haben. Möchtest du vielleicht mit hohen Tönen anfangen? Dann schau doch mal in diesen Kurs einer Masterclass “Hohe Töne sicher singen” hinein.

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Mein Lebenslauf als Sängerin

Doch wie bin ich dahin gekommen, wo ich jetzt bin?

Ja, ich war am Theater. Sehr lange sogar. Zuerst als Extra-Chor Sängerin, dann auch noch in der Statisterie. Dort war ich bei einem Auslandsgastspiel mit dem Niedersächsischen Staatstheater unterwegs.

Statisterie und Chor

Ich habe in der Gächinger Kantorei in Stuttgart gesungen und auch dort viele Konzertreisen im In- und Ausland gemacht. Habe als Choristin mit tollen Dirigenten singen dürfen.

Solistische Aufgaben

Und ich habe solistische Aufgaben übernommen in einem kleinen Tourneetheater. Ich durfte für die Baronin Adelaide im Vogelhändler einspringen. Eine wunderbare Partie, für die ich heute endlich das richtige Alter hätte, was man damals versuchte herbei zu schminken. Und ich wäre hervorragend geeignet, denn was ich immer hatte auf der Bühne war eine überzeugende Art komisch zu sein.

Ich habe die Wildschütz-Gräfin in einer Aufführung übernommen, eine Rolle, die mir ebenfalls aufgrund meines komischen Talents auch heute noch auf den Leib geschrieben wäre und die ich geliebt habe.

Wer eine Idee hat, wo ich die heute nochmal singen könnte, her damit. Das würde ich für mein Leben gern tun. 😉

Tanzen bei Wiener Blut

Ich durfte dreimal als Manja einspringen in der Gräfin Mariza. Etliche Tanz- und Chorrollen habe ich an verschiedenen Theatern gehabt.

Von all den Erfahrungen in der Regie, der Lichttechnik, als Souffleuse, als Sängerinnen-Coach für deutsche Sprache ganz zu schweigen. Ich bin eine alte Theaterhäsin und ich habe alles im Theater- und Opernbetrieb geliebt und fand es spannend.

Meine Spezialität: Deutsches Kabarett-Chanson

Das deutsche Kabarett Chanson hat es mir angetan. Besonders Friedrich Hollaender, aber auch viele Komponisten aus den 20er und 30er Jahren habe ich immer geliebt und auch Brecht-Lieder habe ich mit großer Freude gesungen, wenn es politisch werden durfte.

Mein “Stroganoff” von Friedrich Hollaender war legendär und “Die zersägte Dame” war die Ode an meinen Ex, mit der ich mir jeden Liebeskummer von der Seele singen konnte. Und das Publikum wusste nie, ob es lachen oder weinen sollte, wenn das Lied “Oh Mond” von Friedrich Hollaender endete. Eine Stecknadel konnte man so gut wie immer danach fallen hören.

Aber ich hätte mich nie für eine Professur bewerben brauchen. Auch ein Lehrauftrag kam für mich nie infrage. Denn ich habe keine außergewöhnliche internationale Gesangskarriere in meinem Lebenslauf. Und das sind heute immer noch die Vorbedingungen, um überhaupt zur Vorstellung an einer Hochschule eingeladen zu werden.

Was braucht eine gute Pädagogin?

Und doch bin ich mittlerweile eine gefragte Pädagogin im In- und Ausland. Ich würde heute sagen, Qualität setzt sich durch. Und die hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob man viele Rollen gesungen hat und eine bekannte Sängerpersönlichkeit ist.

Was mich hierher gebracht hat, ist ein jahrzehntelanges Studium. Einerseits habe ich über viele Jahre hindurch weiterhin Gesangsunterricht genommen, noch lange, nachdem ich das Studium beendet hatte und obwohl ich nicht auf der Bühne stand. Einfach um es zu lernen und um meine Stimme weiter zu entwickeln. Und weil es ein so tolles Gefühl ist, zu merken, was alles in einer menschlichen Stimme steckt und wie es sich über die Jahre noch verändert und immer tiefer werden kann.

Ich habe viel gelernt in all der Zeit. Die Anatomie der Stimme ist mir mittlerweile vertraut. Die gesamte Anatomie und Physiologie des Körpers ist spannend und nicht mehr so schwierig für mich. Die Neurologie wird mir immer vertrauter und mit Psychologie und Kommunikation setze ich mich auch schon sehr viele Jahre auseinander. Ich könnte noch einige anführen, was ich für wichtig halten, wenn man als Gesangspädagogin gerade auch mit professionellen Sänger:innen arbeiten möchte.

Über Aha-Momente und Zweifel

Zu genau diesem Thema habe ich einen Blogartikel geschrieben, meine AHA-Momente im Business.

Und neulich bekam ich zu einem Reel folgenden Kommentar, der in etwas so lautete: Ich würde nie bei jemandem lernen wollen, die es selbst nicht kann und mir nicht vormachen kann. Das macht überhaupt keinen Sinn. Für einen Moment zuckte ich zusammen, die alten Wunden wollten sich öffnen.

Ein paar Tage später fand ich eine Entschuldigung in meinem Instagram Postfach. Drei Tage ließ ich die Nachricht in meinem Postfach liegen, bis ich sie sehr freundlich beantworten konnte.

Ja, es ist nicht leicht, sich damit konfrontiert zu sehen. Doch wenn ich dann unterrichte und die unzähligen Stimmen höre, die ich begleiten durfte und auch heute noch begleiten darf, von den Geschichten hören, wie Sänger:innen endlich wieder Spaß am Singen haben, ihre Stimmen gesunden durften, dann weiß ich, es ist alles gut so.

Wenn du neugierig bist, wie ich arbeite und wenn du selbst etwas ausprobieren möchtest, dann lege ich dir heute meine Masterclass ans Herz. Schau doch gern mal in die Informationen dazu:

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Heute weiß ich genau: Ich bin gut, ich bin gut genug und ich bin am genau richtigen Platz. Und mit diesem Gefühl habe ich vor einiger Zeit einen Liebesbrief an mein Business geschrieben. Denn diese tiefe Liebe ist einfach von Beginn an da gewesen und hält an. Die silberne Hochzeit haben wir lange hinter uns und ich bin sicher, diese Liebe hält für ein Leben.

Und das merken alle Sänger:innen, die ich je begleiten durfte und heute darf genau wie ich. 🙏

3 Kommentare zu „Worüber ich mich lange nicht getraut habe zu reden“

  1. Liebe Hilkea,
    ich habe deinen Artikel mit Freude gelesen, denn zeigt er doch, dass du deine Zurückhaltung aufgegeben hast, deine gesangliche Karriere als nicht gut genug, nicht international genug für deine Gesangs-Pädagoginnen-Dasein als Beschränkung wahrzunehmen.

    Lehrende bedürfen der Kompetenz und Glaubhaftigkeit und die hast du dir über die vielen Jahre deinen Lernens und Tuns wahrhaftig erarbeitet.

    Glückwunsch zur Überwindung deines bisherigen Zweifels:-)

    Liebe Grüße, Gabi

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