Hilkea Knies, auf dem Klavier

Was macht meine Gesangspädagogik aus?

Die Gesangspädagogik ist ein spannendes Feld. Und leider ist die Berufsbezeichnung nicht geschützt. So werden wir in diesem Bereich Sänger:innen finden, die sich nach einem Wochenendkurs Gesangspädagogin nennen und andere, die jahrzehntelang Ausbildungen und Fortbildungen absolviert haben.

Immer wieder werde ich in lockeren Gesprächen gefragt, was ich denn so beruflich mache. Früher habe ich einfach gesagt: ich bin Gesangslehrerin und Sängerin (auch in dieser Reihenfolge, die sich in den unterschiedlichen Lebensphasen immer mal wieder geändert hat.)

Auf meiner Webseite findet sich jetzt der Begriff “Gesangsmentoring” und mein neues Motto

drückt aus, was bei mir anders ist.

Kurzer beruflicher Lebenslauf

Studium Operngesang – nicht sehr glücklich mit dem, was ich gesanglich gelernt habe.

Entdeckung der Rabine Methode – total fasziniert, wie man sich beim Singen fühlen und was man alles über die Stimme wissen kann.

Ausbildung in faszialer Bindegewebsarbeit – Wow, was der Körper alles verrät, besonders die Faszien unter unserer Haut und welche Bedeutung das für das Singen hat.

Ausbildung in Somatic Experience – wie unglaublich berührend, endlich über mich und meine Art im Leben zu sein Bescheid zu wissen. Und was für ein Schatz beim Singen und Unterrichten.

Über 20 Jahre Erfahrung in Zen und Kontemplation – die Erfahrung immer wieder für Tage am Benediktushof zu “sitzen” hat mich sehr geprägt. Herausfinden, was ist denn unsere innere Realität, wer sind wir Menschen wirklich, hat meine Sichtweise aufs Leben sehr verändert und ist auch Teil dessen, wie ich mit meinen Schüler:innen umgehe.

Das ist die kurze Fassung. Und ich würde sagen, es sind die wichtigsten Säulen meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung, die ich zu einer einzigartigen Mischung über die vielen Jahrzehnte verwoben habe.

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Viele verschiedene Gesangslehrer:innen

Früher habe ich geglaubt, dass das ein großer Fehler war. Ich war wütend auf all die Lehrer:innen, die ich hatte und die mich gefühlt meinem Ziel Opernsängerin werden zu wollen, nicht näher gebracht haben. Sie hätten mich nicht gut unterrichtet, sie hätten keine Ahnung, all das habe ich viele Jahre gedacht.

Heute weiß ich es besser. Jede von ihnen hat ihr Bestes gegeben und ich habe Vieles gelernt. So kann ich heute auf ein breites Repertoire zurückgreifen von Dingen, die ich bei meinen Sänger:innen aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann. Verschiedenste Arten von Stimmsitz, unterschiedliche Ideen von Stütze. Ich weiß, was funktioniert und was nicht. Und vor allem: ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man Dinge tut, die physiologisch eher bedenklich sind.

Das macht mich auch demütig im eigenen Wissen und Vermitteln. Ja, ich habe eine einzigartige Methode, die ich für sehr gut halte. Und doch gibt es unterschiedliche Wege, die uns zu einer guten Sängerin machen können. Ich habe klare Vorstellungen und viel Wissen, aber ich bin nicht (mehr) dogmatisch.

Über 30 Jahre Rabine-Methode

Diese Methode, die ich seit über 30 Jahren nutze, ist ein großartiger Schatz an Wissen. Das Erleben der eigenen Stimme hat sich bei mir von Grund auf verändert und die Erfahrung und das Wissen um Pädagogik und Methodik im Gesangsunterricht hat sich überhaupt erst aufgebaut.

Mein anatomisches und physiologisches Know-How ist nicht ausschließlich aus Büchern angelesen, sondern hat einen klaren Bezug zur Praxis. Wie mein Kollege immer so schön sagt, wenn wir wissenschaftliche Vorträge und das Wahrnehmungstraining zusammen bringen: Nicht wahr, die Theorie stimmt?

Praktische Faszienarbeit

Früh hat mich die Psychologie interessiert und ich habe viele, viele Jahre Therapie hinter mir. Denn meine Seele fand ich unglaublich spannend. Was gibt es Interessanteres, als sich selbst auf die Schliche zu kommen?

So begann ich eine Ausbildung in Faszienarbeit, als ich durch die Rabine-Methode und ihre sehr speziellen Körperübungen feststellte, wie wichtig der Körper für unsere Psyche ist. Das wollte ich näher ergründen und wählte die Posturale Integration, um mehr über den Zusammenhang von Körper und Psyche zu lernen.

Denn mir waren nicht nur die physiologischen Auswirkungen unserer Körperübungen auf die Stimme wichtig, sondern auch all die Zusammenhänge, die wir psychisch mit unserer Stimmarbeit bewirken.

Diese nicht nur oberflächliche Idee, dass Stimme und Psyche zusammenhängen, war mir bereits früh aufgefallen und ich habe mein Wissen über Faszien schon in meine Pädagogik eingebracht, als noch fast jeder Mediziner die Faszien für etwas Überflüssiges zum Wegschnippeln betrachtete. (Das hat sich heute glücklicherweise komplett verändert.)

Du interessierst dich für Bücher über Faszien? Ich habe ein Listicle für Voice Experience geschrieben. Schau doch gern in meine Favoriten hinein.

Ausbildung Somatic Experience

Diese Ausbildung war ein totaler Gamechanger für mich und meine bisherige Arbeit.

Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, wie eng das autonome Nervensystem mit der Stimme zusammen arbeitet. Meine Erfahrung, die ich nach einem ersten Wochenende machte, kannst du in meinem Blogartikel über das Warum meiner Arbeit in aller Ruhe lesen.

Nach dieser eigenen Erfahrung war mir allerdings sofort klar, dass ich die Ausbildung machen würde und das Wissen in mein Unterrichten integrieren würde. Denn mein Lehrer Eugen Rabine hatte immer mal wieder über neurologische Themen gesprochen, aber nie ausgeführt, was es damit auf sich hatte. Und hier ging es auch nicht in erster Linie um die Nerven, die motorisch unsere Muskeln innervieren – um die geht es mir heute auch – sondern vor allem um die unbewusste Neurologie, die unsere Gefühle und unser Handeln so stark steuert, dass es mir bis dahin nie so bewusst geworden ist.

Ich lernte die Polyvagaltheorie von Stephen W. Porges kennen und startete damit, sie in meine Methode zu integrieren.

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All die Themen um Sicherheit sind für das Singen und für alle Künstler:innen, die auch auf der Bühne stehen, von großer Bedeutung.

Meditation und Stimme

Gerade beim “Sitzen” sind mir viele Zusammenhänge klar geworden, die Meditation und Stimme haben. Auch dies Wissen integriere ich. Zu Beginn des Jahres hatte ich einen Kurs “Meditation und Stimme” angeboten, der uns noch einmal auf einer sehr tiefen Ebene mit den Themen der Stimme verbunden hat und manches sehr erleichtert hat.

Hilkea Knies, in Meditation

Möchtest du eine praktische Erfahrung damit ausprobieren? Dann schau doch gern in meinen Artikel “Morgenmeditation mit Körper und Stimme”. Ich freue mich über Rückmeldungen.

Beigaben aus meinem Theaterleben

Vielleicht erschließt sich nicht sofort, was dieser Punkt mit Gesangspädagogik zu tun haben soll, aber auch daraus entwickeln sich häufig wichtige Hinweise für meine Sänger:innen.

Da ich die Oper schon immer sehr geliebt habe, versuchte ich alles zu tun, was als Jugendliche möglich war, um dabei zu sein.

Ich war Statistin in der Oper und im Schauspiel, sang im Extra Chor, liebte die Arbeit als Beleuchtungsstatistin, denn da bekam ich so viele spannende Dinge mit, wie Effekte mit Licht erzeugt werden konnten. Mit diesen Kenntnissen übernahm ich später in einer Tournee Theater Truppe Bühnenbildaufbau und Beleuchtung.

Kurz ging auch mal der Chefsekretärin des Intendanten zur Hand. So erfuhr ich vieles über Vertragsrecht und Rollenverteilung.

Ich war als Regieassistentin und Regiehospitantin unterwegs. In dieser Rolle lernte ich schon früh tolle Sängerinnen wie Helen Donath und Waltraut Meier persönlich kennen. Dabei erfuhr ich viel Wertvolles für meinen eigenen späteren sängerischen Beruf.

In der Dramaturgie lernte ich viel über Hintergründe von Opern und Komponisten und half mit bei der Programmheftgestaltung. Ich liebe das Recherchieren in Bibliotheken.

Ich habe auch als Inspizientin und Lichtinspizientin gearbeitet. Das war ebenfalls ein spannender Einblick in die Abläufe eines Opernbetriebs.

Ich saß in jeder Bühnenorchesterprobe, wenn es irgendwie ging. Auch da lernte ich viel, was alles dazu gehört, auf der Bühne zu stehen:

Was höre ich eigentlich von mir dort oben?

Wie verändern Kostüm, Bühnenbild und Requisiten auf einmal alles? (Während der Proben ist all das nur angedeutet vorhanden)

Und nicht zuletzt war ich im Stadttheater Hildesheim als Souffleuse für eine Produktion Cosi fan tutte beschäfigt. Sie wollten mich danach sogar fest anstellen, aber da hatte ich noch andere Pläne.

Meine grundlegenden Überzeugungen der Gesangspädagogik

Ich suche nicht nach Fehlern. Der Satz “Wir lernen aus unseren Fehlern” macht für mich keinen Sinn. Wir können nicht von etwas lernen, was wir nicht können oder wissen. Aber wir können andocken an etwas, was wir schon können und / oder wissen. Von hier aus ist es möglich, in eine Erweiterung zu gehen.

Und diese Sichtweise hat Konsequenzen. Ich halte bei meinen Schüler:innen Ausschau nach dem, was gut läuft, was sie können, wo sie sich sicher fühlen. Und von dort gehen wir weiter. Es hat lange gebraucht, um diese Sichtweise in die Praxis umzusetzen, denn es sollte auch keine Pädagogik herauskommen, die alles immer nur wunderbar und gut findet. Schließlich kommen die Schüler:innen mit Fragen in Bezug auf ihre Stimme, die sie dringend für ihren Beruf noch beantwortet bekommen wollen. Und sie möchten natürlich Neues bei mir lernen.

Doch genau diese Haltung macht einen riesengroßen Unterschied, wie selbstständig und auch selbstbewusst sie in ihrem Beruf auftreten können.

Du wirst sicherlich den Unterschied fühlen können, wenn du als Sänger:in das Gefühl hast, du kannst dich auf deine Wahrnehmung verlassen und findest Wege, die Themen für dich zu lösen. Im Gegensatz zu der Empfindung, dass du grundlegend etwas nicht kannst und jemanden brauchst, der dir sagt, wo es lang geht. Mir ist es immer wichtig, meine Schüler:innen unabhängig von mir zu machen.

Zusammenfassung: Meine Gesangspädagogik

Du bekommst in der Arbeit mit mir meine große Erfahrung mit vielen verschiedenen Ansätzen, wie mit Stimme gearbeitet werden kann.

Ich bringe eine über 30-jährige Erfahrung in der Rabine-Methode mit. Von daher habe ich tiefe Kenntnisse der Anatomie und Physiologie. Ich habe drei körperpsychotherapeutische Ausbildungen gemacht und integriere ganz selbstverständlich mein umfangreiches Faszienwissen.

Durch Somatic Experiencing bin ich noch einmal sehr viel wacher für Kommunikation und Sprache und ihren Einfluss im Unterricht auf die Stimme geworden. Die Kenntnisse über das autonome Nervensystem spielen hierbei eine große Rolle.

Das alles wirkt auf tiefer Ebene auf unsere Schüler:innen und Student:innen ein.

Wenn du mehr über mich und meine Arbeit wissen möchtest, dann schnupper gern noch in meinem Blog weiter oder komm fange gleich praktisch mit meinem E-Book an.

Ich freue mich auf dich und deine Fragen.

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