Wann macht Arbeit mit der Zunge beim Singen Sinn?

Die Zunge beim Singen ist ein wichtiges Thema. Und als erstes stellt sich die Frage, ob dir das überhaupt bewusst ist. Wenn ja, kommt die nächste Frage: Wann und wie sollte ich mit ihr arbeiten?

Denn es gibt mehrere Möglichkeiten. Du suchst nach Informationen im Netz, du fragst bei einer Gesangslehrerin an oder du suchst dir einen Kurs, den du machen kannst. Wenn das deine Frage ist, käme mein Selbstlernkurs “You’ve got to move it, move it” für dich mit Sicherheit infrage.

Denn wenn du Singen lernst oder auch schon als Profi auf der Bühne stehst, dann gibt es immer wieder Themen, über die man mit anderen Sänger:innen gern spricht. Zum Beispiel die Frage: Wie geht denn eigentlich die Atmung für das Singen wirklich? Was bedeutet Stütze? Aber eben auch die Frage nach der Artikulation stellt sich immer wieder und dazu gehört die Zunge. Vielleicht fragst du dich: Ist meine Zunge die einzige, die immer so fest beim Singen ist? Und was könnte ich für Übungen machen?

Manchmal merkt man es nicht einmal, dass das Thema, mit dem man sich gerade beim Singen auseinandersetzt, mit der Zunge zu tun hat. Und genau deshalb möchte ich dir ein paar Anhaltspunkte und Beispiele nennen, wann du deine Zunge beim Singen mehr in den Vordergrund stellen solltest.

Du findest weitere praktische Übungen in meinem E-Book. Es enthält sehr gute Grundlagen für die Arbeit mit der Zunge. Lade es dir gern herunter und sei beim Workshop dabei:

Und hier kannst du übrigens den Blogartikel auch ganz leicht hören, falls du gerade im Auto oder beim Abwasch sein solltest (meine Lieblingsbeschäftigung beim Abwaschen 😉)

Die Zungenposition als wesentlicher Faktor beim Klang

Wenn wir uns die Zunge anschauen, können wir sehen, dass sie ein wichtiger Faktor ist, wenn es darum geht, den Raum zu beschreiben, der uns beim Singen als Verstärkung dient.

Deshalb ist es so wichtig zu wissen, wo sie liegt und eine gute Position für sie zu finden. Da sie ständig in Bewegung ist, beim Essen, Atmen, Sprechen und auch beim Singen, brauchen wir effiziente Bewegungsabläufe, damit sie den Raum für den Klang so mitgestaltet, dass wir genug Lautstärke, aber auch die entsprechenden Frequenzen hören, die wir uns beim Singen wünschen.

Zungenflexibilität und Leichtigkeit beim Singen

Wenn wir Leichtigkeit beim Singen erreichen möchten, dann brauchen wir eine Zunge, die flexibel auf alle Anforderungen reagieren kann, die sich also schnell und effektiv bewegen lässt. Wenn wir sie nutzen, damit sie den Raum so gestaltet, wie wir unseren Klang vielleicht schön finden, dabei aber zu fest wird, wird das Singen schwer.

Denn wenn wir Lieder und Songs singen, ist es sowohl wichtig, dass sie in der Lage ist, beim Singen Text zu senden als auch dass sie immer in einer Position ist, die den Raum für Klang geöffnet hat. Dazu braucht sie große Flexibilität und einen Tonus, den sie durchs Sprechen allein nicht bekommen kann. Übrigens wirkt die Zunge selbst bei der Körperhaltung mit. Man kann sich also vorstellen, was es für eine Kunst ist, dass sie sich beim Singen dort befindet, wo sie optimal ist. Und wenn sie sich an einer günstigen Stelle fürs Singen befindet, ist das Geschenk, was wir dann bekommen, Leichtigkeit, weil wir den Raum nicht durch zu hohen Luftdruck aufdrücken müssen und damit im Ende sogar die Gesundheit unserer Stimme riskieren.

Zusammenhang Zunge und hohe Töne

Auch für die Leichtigkeit oder überhaupt das Erreichen der hohen Töne ist die Zunge entscheidend wichtig. Je höher es wird, desto mehr kommen wir in einen “Schrei-Modus”. Das ist ganz normal, wenn wir es nicht anders üben. Und wenn wir schreien, wird der Raum enger und der Druck höher. Das führt dazu, dass wir hohe Töne oft nicht sehr lang singen können, weil es zu anstrengend wird und dass wir sehr schnell heiser und manchmal sogar stimmkrank werden.

Zum Thema “Hohe Töne sicher singen” gibt es einen eigenen Blogartikel von mir, den du gern bei Interesse lesen kannst.

Beispiel aus der Praxis

Eine Sängerin kam zu mir und fragte um Hilfe, weil sie einen hohen Ton in einer Arie nicht gut singen konnte. Wir arbeiteten u.a. an der Zunge. Eine Frage war die nach der Artikulation. Wie sollte die Bewegung zum entsprechenden Vokal hin sein, der auf dem oberen Ton zu singen war? Und dabei ging es um die Zungenposition. Wir arbeiteten mit einer Übung, wo wir durch eine ungewöhnliche Körperhaltung Einfluss durch die Schwerkraft auf die Zunge genommen haben. Das hat super funktioniert und der Zunge gezeigt, wo sie noch liegen könnte außer in der gewohnten, fürs Singen nicht so günstigen Position.

Zunge beim Singen in der Neigung, Hund neigt seinen Kopf

Zusammenhang Zunge und tiefe Töne

Hohe Töne können wenigstens noch durch Schreien erreicht werden. Ist zwar nicht gesund, klingt auch nicht so schön, aber geht – irgendwie. Bei tiefen Tönen geht das nicht. Da kommt einfach nichts mehr. Und unsere Zunge hat die Eigenschaft, mit den tiefen Tönen weiter nach hinten und unten zu wandern. Es ist fast wie ein Reflex.

Und dem kann man unglaublich gut mit Zungenübungen entgegenwirken. Davon findest du viele in meinem E-Book.

Zusammenhang Zunge und Kieferklemme

Viele Sänger:innen haben mit ihrem Kiefer Probleme. Das hätte ich ehrlich gesagt nie gedacht. Der Kiefer möchte sich beim Singen nicht wirklich gut bewegen und bei manchen ist es schon so weit gekommen, dass sie auch im Alltag Schmerzen haben. Vielleicht kommt man nicht gleich auf die Zunge als Verursacherin, aber sie kann ein Teil davon sein.

Aus verschiedenen Gründen kann es für den Kiefer schwer sein, sich zu öffnen. Kieferöffnung ist vor allem Erlaubnis, denn die Muskeln, die ihn schließen, sind sehr stark und dienen unserem Schutz. Und wenn sie die Erlaubnis nicht geben, dann kommt unsere Zunge ins Spiel. Sie drückt den Kiefer nach unten. Das behindert die optimale Gestaltung des Resonanzraums, das ist für den Kiefer nicht gut und macht das Singen schwerer statt leichter. Wenn wir jetzt Übungen für die Zunge machen und sie dem Kiefer nicht mehr helfen kann, dann kommen wir viel eher dahinter, was der Kiefer brauchen könnte.

Beispiel aus der Praxis

Eine Sängerin kam zu mir und wusste nicht genau, wie sie ihren Kiefer bewegen sollte in der Öffnung. Es gab mehrere Möglichkeiten und sie fand es nicht heraus. Interessanterweise wurde die Bewegung sehr viel klarer als wir anfingen, mit dem klingenden Konsonanten L zu arbeiten. Wir fingen an mit einem klein geöffneten L, dann blieb die Zungenspitze am harten Gaumen und sie bewegte den Kiefer zu einem größer geöffneten L. Dort konnte sie hören und spüren, wie sich der Raum hinter der Zunge öffnete. Und damit war auf einmal auch die Öffnung des Kiefers klar, denn wir hatten die Zunge in eine Position gebracht, wo sie nicht bei der Kieferöffnung mithelfen konnte. Und durch die Bewegung zur Öffnung hin war der Unterschied im Klang so deutlich, dass klar wurde, wie sich die Öffnung des Resonanzraums anhört und anfühlt.

Das L in der Zunge beim Singen. Dieser Konsonant kann sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, den Kiefer zu öffnen

Wann macht es keinen Sinn, mit der Zunge zu arbeiten?

Wenn du noch nicht mit den Basics des Singens vertraut bist, solltest du erst einmal die anschauen. Wie ist die Körperhaltung und was macht die Atmung? Dazu kannst du gern mal in meinen Blogartikel über die 5 Übungen aus der Rabine-Methode schauen. Da findest du ein paar Basisübungen und danach kann es dann auch schon gleich mit der Zunge weitergehen.

Beispiel aus der Praxis

Nachdem ich mit einer Sängerin zuerst mit der seitlichen Armhebung und dann mit der Kniehebung gearbeitet hatte, fingen wir eine ganz einfache Zungenübung an. Ohne den Kiefer zu bewegen, sollte sie bei geöffnetem Kiefer die Vokale A und Ä auf einem Ton singen und nur beobachten, wie sich die Zunge bewegte. Ich leitete sie durch Fragen an, diese Bewegung irgendwann sehr genau und fein spüren zu können. Der Resonanzraum öffnete sich und die Stimme wurde lauter und freier. Die Sängerin war sehr überrascht, wie laut und klangvoll ihre Stimme sein konnte. Und sie fragte sich, ob sie sich schon jemals so viel Gehör verschafft hatte.

Ja, mit der Öffnung des Raumes und des Klangs gehen auch manchmal andere Themen einher. Denn auch die Zunge ist ein Schutz für unsere Luftwege. Und damit sind wir sehr schnell in der Psyche und Emotion.

Möchtest du auch mit deiner Zunge arbeiten und schauen, was für Möglichkeiten deine Stimme noch zu bieten hat? Dann lade dir mein E-Book “Sing it easy” herunter und sei beim Workshop am 3. August live-online unbedingt dabei.

Ich freue mich auf dich.

3 Kommentare zu „Wann macht Arbeit mit der Zunge beim Singen Sinn?“

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